Die erhöhte Unsicherheit an den Kapitalmärkten lässt auch Krypto-Werte einbrechen. Doch dies schreckt «Smart Money» nicht ab.
Glück und Unglück liegen an den Kapitalmärkten manchmal nah beieinander.
Als am vergangenen Mittwoch die Bank of Japan ihre Zinsen anhob, war eigentlich klar, dass die Glückssträhne vieler Investoren vorbei war.
Explosives Gemisch an Faktoren
Sich in japanischen Yen zu Null-Zinsen verschulden und das Geld irgendwo auf dem Planeten gewinnbringend anlegen – dies war nach Jahrzehnten auf einem Schlag beendet.
Viele sogenannte Carry-Trades mussten rasch aufgelöst werden, was zu weltweiten Börseneinbrüchen führte.
Dieser Umstand traf ohnehin schon auf ein fatales makroökonomisches Umfeld und eine geopolitische Unsicherheit um schlechte Arbeitslosenzahlen in den USA, einen möglichen Ausbruch eines Flächenbrandes in Nahost und um eine lahmende Weltkonjunktur infolge von Leitzinsanhebungen, wie muula.ch berichtete.
Historische Krisenstimmung
Der VIX-Index (CBOE Volatility Index), also ein Gradmesser der Nervosität am Markt, liegt derzeit über 65, einem Niveau, das bisher nur während der Finanzkrise im Jahr 2008 und der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 erreicht worden war.
Der HYG-VIX-Indikator, welcher die Wertentwicklung hochverzinster Unternehmensanleihen (HYG) mit der Marktvolatilität (VIX) in Kombination misst, stürzte innerhalb des gestrigen Montags um mehr als 50 Prozent ab, was laut einer Analyse der Schweizer Krypto-Firma Bitcoin Suisse auf eine deutlich erhöhte Risikostimmung und Marktinstabilität hindeutet.
Blockchain-Werte schwanken mehr
Es sei ein bemerkenswerter Anstieg der gekauften Put-Optionen zu verzeichnen, was auf eine wachsende Besorgnis der Marktteilnehmer über einen weiteren Rückgang der Bitcoin-Preise hinweise.
Auf die makroökonomischen Verschiebungen reagiere der Markt ähnlich wie bei der Korrektur im Jahr 2020, hiess es weiter von den auf Kryptowährungen ausgerichteten Broker.
Dabei gilt allerdings zu bedenken, dass Einbrüche von 30 Prozent am Krypto-Markt eigentlich zum Tagesgeschäft gehören, aber für die Traditionsmärkte eher Ausnahmesituationen sind.
US-Zinssenkungen in Aussicht
Clevere Investoren nutzen nun allerdings die sich neu ergebenden Chancen.
«Grosse Bitcoin-Holder haben beträchtliche Mengen an Bitcoin aufgestockt, wobei die Netto-Positionsveränderung im Juli auf die schnellste Akkumulation seit 2015 hinweist», hiess es vom Zuger Krypto-Broker Bitcoin Suisse in der jüngsten Analyse zu den Wale-Käufen weiter.
Zudem sei eine Entspannung der Liquiditätstendenzen absehbar, erklärten die Experten. Dabei dürfen Investoren wohl an die US-Leitzinssenkungen denken.
Untergrenze bleibt standhaft
Allerdings sind auch weitere Indikatoren zu beobachten.
Der Bitcoin-Optionenmarkt prognostiziert eine etwa zehnprozentige Abwärtskorrektur gegenüber dem Juli-Niveau, wobei sich der «Max Pain»-Preis für Bitcoin per Ende September von 65.000 Dollar auf voraussichtlich 58.000 verschob.
Optionen-Händler setzen derzeit auf Preisspannen im Bereich von 48.000 bis 53.000 Dollar, was bedeutet, dass sie nicht damit rechnen, dass Bitcoin unter diese Niveaus fällt, die vor der Hausse im Februar zu beobachten waren.
Historische Parallelen
Eine Fortsetzung des Bullenmarktes wird im Laufe dieses Jahres erwartet, sobald die wirtschaftlichen Unsicherheiten abklingen.
Die höhere Zahl an Buy Limit Orders als Sell Limit Orders deuteten darauf hin, dass sich «Smart Money» strukturell auf die finale Phase des Bullenmarktes vorbereitet.
Historisch gesehen fallen Zinssenkungen ohnehin mit dem Ende schwerer Rezessionen zusammen, was derzeit auf eine künftige Markterholung hindeuten könnte.
Hohe Ausübungspreise
Dies deckt sich laut Bitcoin Suisse mit dem Aufwärtstrend, der bei der Liquidität zu beobachten ist.
Trotz der aktuellen Korrektur sei die Gesamtstruktur des Krypto- Marktes nach wie vor positiv, und die Anleger bereiteten sich auf eine mögliche Hausse im weiteren Verlauf des Jahres vor.
«Trotz kurzfristiger Bedenken sind die höchsten Handelsvolumen bei langfristigen Instrumenten mit Ausübungspreisen über 70.000 Dollar zu verzeichnen, was die langfristig optimistische Stimmung widerspiegelt», hiess es zur wichtigsten Digitalwährung, dem Bitcoin.
Neue Gleichgewichte suchen
Die historischen Trends der Zinssenkungen und der Umkehrung der Renditekurve deuten auf eine Markterholung hin.
Die Marktstrukturen werden sich wohl in Richtung fundamentaler, gesunder Stärke verschieben, sobald die aktuelle Korrektur abgeschlossen ist.
Glück und Unglück liegen eben an den Börsen manchmal nah beieinander.
06.08.2024/kut.