Der Glarner Schokoladenhersteller Läderach ist erneut negativ aufgefallen. Für die Firma dürfte es nur einen Ausweg geben.
Die Kundschaft wird sich künftig genau überlegen, ob sie noch einen Fuss in ein Schokoladengeschäft von Läderach setzt.
Ob an Bahnhöfen in Bern, Basel, Zürich & Co. oder in Innenstädten in Luzern, Winterthur, Solothurn und in Basel dürfte vielen Menschen der Appetit auf Läderach-Produkte ziemlich vergangen sein.
Zweite Welle
Der Grund dafür ist nicht nur die Dokumentation des «SRF», die darlegte, dass Kinder in einer religiösen Schule, die vom einstigen Firmenchef Jürg Läderach mitgegründet wurde, offenbar geschlagen und wohl auch misshandelt wurden.
Der Grund ist vielmehr, dass es bereits die zweite Welle an Negativschlagzeilen gegen den Schoggi-Hersteller aus dem Kanton Glarus ist.
Boykottaufrufe und Vandale
Der neue Firmenchef Johannes Läderach hatte den «Marsch fürs Läbe» unterstützt und dann seine persönliche Abneigung zur Homoehe und zur Abtreibung noch lautstark verteidigt.
Daraufhin hatte es Vandalenakte an Filialen, Boykottaufrufe und Verunglimpfungen von Mitarbeitern gegeben.
Zu den Gewaltvorwürfen sagte er nun gegenüber der «Sonntags-Zeitung», dass er geschockt über die Zustände an der Schule «Domino Servite» in Kaltbrunn SG sei, die er selber besucht habe.
Firmen in Erklärungsnot
Die Konsequenzen von alldem sind allerdings, dass sich Menschen und Unternehmen, die mit Läderach kooperieren, selbst schützen müssen, um nicht in Erklärungsnot zu kommen.
So soll nach Protesten der Belegschaft etwa die Premiumfluggesellschaft Swiss die Ausgabe von Läderach-Schokolade gestoppt haben.
Popcorn ohne Schoggi?
Nach der Dokumentation von «SRF» ging nun auch nach anfänglichem Zögern das «Zürich Film Festival» der NZZ-Mediengruppe auf Distanz, und beide Seiten gaben am Wochenende die Beendigung der Partnerschaft bekannt.
Wer im Vorjahr auf dem «ZFF» also noch Popcorn mit Schokoladenüberzug von Läderach verschlang, wird diesmal wohl leer ausgehen. Vor der Läderach-Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse machten am Freitag zahlreiche Passanten bewusst einen grossen Bogen, wie mehrere Medien berichteten.
Peinliche Auszeichnung
Der 1962 gegründete Hersteller von Premiumschokolade aus dem Kanton Glarus wurde durch das Beratungsunternehmen Deloitte, die Schweizer Börse SIX sowie das Bankhaus Julius Bär sogar zu einer der fünf «Best Managed Company 2023» in der Schweiz gewählt.
Solche Auszeichnen wirken mit den Vorfällen auch nur noch peinlich. Da wird es sicher bald eine andere Einstufung geben. Wie man an den Ereignissen unschwer erkennen kann, ist das Unternehmen alles andere als gut geführt.
Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest ESAF, das von Läderach gesponsort wird, will sich zunächst einen genaueren Überblick über die Entwicklung der Thematik verschaffen, hiess es verklausuliert.
Vermieter unter Druck
Doch wie sollen die Schweizerischen Bundesbahnen SBB umgehen, wenn sie an zahlreichen Bahnhöfen mit den Schoggi-Geschäften von Läderach hohe Mieteinnahmen erzielen?
Das wird ein schwieriger Akt, weil die SBB oder auch andere Immobilienbesitzer sicher nicht in den Zusammenhang mit den Läderach-Problemen gebracht werden wollen.
Kunden zurückgewinnen
Was können Firmen aus solchen Situationen lernen? Letztlich müssen sich Eigentümerfamilien und Firmenchefs immer bewusst sein, dass sie nicht als Privatpersonen auftreten können, sondern immer das Geschäft im Vordergrund steht.
Bei kontroversen Themen, die Politik und Religion betreffen, sollten sie zudem stets Zurückhaltung wahren. Die Beteuerungen von Firmenvertretern, die Vorgänge hätten alle nichts mit dem Unternehmen zu tun, verpuffen offensichtlich.
Und klar wird mit den Folgen beim Schoggi-Hersteller Läderach auch, dass jede Form von Gewalt ein Unding ist.
Jeder Kunde und jede Kundin werden sich künftig überlegen, ob er oder sie künftig mit dem Kauf von Läderach-Schokolade auch nur den geringsten Zusammenhang zu solchen Misshandlungen unterstützen will.
Ahnungslose Touristen als Ziele
Für Läderach ist es bereits die zweite Welle an Negativ-Schlagzeilen. Vielleicht ist der Name damit vollends beschädigt und es braucht ein Re-Branding. Auch ein Abfärben auf die ganze Schweizer Schokoladenindustrie ist ja nicht mehr auszuschliessen.
Letztlich dürfte das Management künftig aber verstärkt auf Kundschaft setzen, der solche Vorgänge egal sind oder die von alldem nicht viel mitbekommen haben – also etwa auf ahnungslose Touristen in der Schweiz und Menschen im Nahen Osten oder in Asien.
24.09.2023/kut.