Das Wallis macht seinem Korruptionsimage alle Ehre

Die Stadt Sitten im Wallis
Die Stadt Sitten im Wallis gleicht einem Chaos. (Bild: pixabay)

Die Skandale im und um das Wallis nehmen kaum ein Ende. Diesmal ist wohl sogar das Kartell der Schweizer Bauern, die Fenaco, tangiert.

«Typisch Wallis» ist immer die erste Reaktion von Schweizern, wenn sie wieder von Missständen aus dem Kanton Wallis erfahren.

«Typisch Wallis» müssen sie am heutigen Dienstag wieder einmal sagen.

Etikettenschwindel aufgedeckt

Nach unzähligen Immobilien-, Politik-, Sex- und Missbrauchs-, Abstimmungs- sowie Weinskandalen ist es wieder Zeit für einen neuen Weinskandal, wie zahlreiche Medien auf Grundlage einer Meldung von «Le Nouvelliste» berichteten.

Auf Basis einer Anklageschrift der Walliser Staatsanwaltschaft soll ein Winzer über Jahre spanischen Wein und Wein aus dem Kanton Schaffhausen in seine Flaschen abgefüllt und unter dem renommierten Label «AOC-Valais» verkauft haben.

Es geht also um Etikettenschwindel.

Bemerkten Abnehmer wirklich nichts?

Es sei zwischen 2009 und 2016 regelrecht ein betrügerisches System um gefälschte Rechnungen sowie Verfälschungen bei den Produktionsmengen entstanden, hiess es weiter.

So sollen hunderttausende Liter Wein illegal unter dem Qualitätslabel abgesetzt worden sein. Dabei seien die Weine zwischen 3,90 Franken und 9 Franken pro Liter verkauft worden und der mutmassliche Betrüger habe damit einen Gewinn von 2,5 Millionen Franken erzielt.

Dies wiegt umso schwerer, als die Abnehmer der gepanschten Weine laut dem «Blick» teilweise sogar der Agrargenossenschaft Fenaco, dem Zusammenschluss der Schweizer Landwirte, gehören.

Porsche und Ferrari konfisziert

Der Fall wird nun Ende August in Sitten VS verhandelt und klar gilt bis dahin die Unschuldsvermutung.

Doch die Staatsanwaltschaft, die zu dem Skandal auch Ferrari, Porsche, Aston Martin und zahlreiche Immobilien sichergestellt hat, dürfte sich die Sache um das intransparente Betrugssystem kaum ausgedacht haben.

Für viele Menschen ist das eigentlich schöne Wallis schon quasi der Inbegriff für Korruption.

Immer wieder werden Vorwürfe laut, oftmals stellen sie sich als berechtigt heraus oder die Verantwortlichen ziehen sich irgendwie aus den Affären.

Darbellay, Blatter und Infantino

Gedacht sei dabei an Christophe Darbellay, den Walliser Staatsrat, der Medien ihre Berichte über einen Sorgerechtsstreit um ein uneheliches Kind verbieten wollte.

Beim Stichwort Unregelmässigkeiten kommen Menschen auch meist der Weltfussballverband Fifa und seine Führungsriege um Sepp Blatter aus Visp oder sein Nachfolger Gianni Infantino aus Brig in den Sinn.

Viele Missstände um Millionenzahlungen, die Vergaben von Fussball-WMs und und und landeten meist vor Gericht.

Deja-vu mit Weinskandal

Erinnert sei auch an Walliser Missbrauchsskandale bei den Piusbrüdern, wo sich ein Priester jahrelang an Kindern vergangen haben soll.

Unvergessen bleibt auch der Wahlfälschungs-Skandal um SVP-Mann Oskar Freysinger oder die Bauskandale um die Walliser Autobahn A9 mit Kostenüberschreitungen sowie Bauverzögerungen.

Aufgestossen ist zudem die exorbitante Verschuldung im Ferienort Leukerbad für ein teures Rathaus sowie für luxuriöse Thermen und Nobelhotels.

Ein Weinskandal machte auch schon vor rund zehn Jahren um den Winzer Dominique Giroud die Runden, der Wein ganz ähnlich, wie jetzt wieder entdeckt, Walliser Wein mit billigem Fusel gestreckt haben soll.

Fehlinvestitionen von Lonza?

Unvergessen ist auch die Coronavirus-Pandemie, wo der Pharmazulieferer Lonza viel Geld vom Bund für eine Investition im Walliser Örtchen Visp haben wollte.

Viele Gemeinden haben Investitionen vorgenommen, doch nach der Pandemie braucht kaum jemand mehr Corona-Impfstoffe.

Die Zukunft von Visp steht völlig in den Sternen. Das Wort von Fehlinvestitionen macht die Runde.

Vetterliwirtschaft um Amherd

Die Liste von Missständen im Wallis ist schier endlos. Gegen die Walliser Bundesrätin Viola Amherd, die im Verteidigungsministerium einzog, gibt es auch regelmässig Vorwürfe, dass sie Vetterliwirtschaft praktizieren soll.

Viele Stellen im Verteidigungsdepartement seien mit Freunden aus dem Wallis besetzt worden, hiess es da beispielsweise. Ihr neuer Cyber-Chef soll gar keine Ahnung von IT haben.

Laut der Eidgenössischen Finanzkontrolle EFK soll eine persönliche Beraterin von Amherd unangemessene Einflussnahme auf die Wahl des Austragungsortes für die nächste Militärweltspiele 2025 ausgeübt haben.

Gewonnen hatte Goms im schönen Wallis.

Von Kampfjets bis Nato-Annäherung

Und so liessen sich weitere unzählige Beispiele finden, wo Amherd unlauter vorgeht.

Die völlig intransparente Annäherung der Schweiz an die EU und das westliche Sicherheitsbündnis Nato sind da fast Kleinigkeiten.

Das Volk wurde auch vor vollendete Tatsachen gesetzt, als die Schweiz plötzlich ein Verbindungsbüro der Nato in Genf zuliess.

Wer glaubt, der US-Kampfjet F-35 sei ordnungsgemäss ausgewählt worden, dürfte auch enttäuscht werden.

Stets eigene Taschen im Blick

Selbst das Luftrettungsdispositiv im Wallis stand schon unter Beschuss.

Die Rega wollte dort auch Menschen in Not helfen, doch das Wallis liess die Schweizer Rettungsflugwacht einfach nicht zu und setzt nur auf einheimische Anbieter.

Die Walliser und Feriengäste würden dadurch gefährdet, so die Kritik, weil in jedem siebten Fall nicht innerhalb der vorgesehenen Frist die nötige Hilfe erbracht würde.

Schwarzes Schaf belastet alle

Die Schweiz sollte sich das Ganze langsam nicht mehr bieten lassen.

Zwar gibt es auch Korruption und Missstände an anderen Orten des Landes und nicht jeder Walliser ist gleich ein Betrüger.

Viele gute Schweizer Winzer, über die muula.ch berichtete, müssen nun wieder einmal wegen eines «Schwarzen Schafs» leiden.

Doch die Häufung der Skandale im Südwesten der Schweiz ist gross und nur mit dem Spruch «Typisch Wallis» löst das Land die Probleme nicht.

13.08.2024/kut.

Das Wallis macht seinem Korruptionsimage alle Ehre

2 thoughts on “Das Wallis macht seinem Korruptionsimage alle Ehre

  • August 16, 2024 at 10:38 pm
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    So kommen wir ja auch nicht weiter! Um welchen Winzer und welchen Wein geht es? Was ist mit der Pressefreiheit diesbezüglich? Man kann ja wie immer schreiben es gilt die Unschuldsvermutung…

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    • August 16, 2024 at 11:15 pm
      Permalink

      Der Name des Winzers steht im Originalartikel. Mit ein wenig Suchen im Internet finden Sie auch die Verbindungen dieser Person zum Walliser Weinskandal von vor rund zehn Jahren … Die Unschuldsvermutung muss in Presseartikeln angegeben werden, wenn es (noch) keine Verurteilung durch ein Gericht gibt.

      Reply

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