Clariant hebt stille Millionen-Reserve

Clariant in Pratteln
Der Clariant-Konzern verkauft eine Liegenschaft für Millionen. (Bild: PD)

Der Baselbieter Clariant-Konzern hat einen Millionen-Gewinn aus dem Hut gezaubert. Spannend wird der buchhalterische Ausweis nach IFRS.

Der Spezialchemie-Konzern Clariant hat die Generierung eines Millionengewinns bekanntgegeben.

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Muttenz BL verkaufte eine Liegenschaft in Frankfurt, wie die Baselbieter Firma am heutigen Dienstag bekanntgab.

Immobilienmogul kauft

Das Grundstück «Industriepark Fechenheim» mit einer Fläche von 428’000 Quadratmetern gehe an das Family-Office Lugman Group in Frankfurt, hiess es.

Lugman, das einer einzigen Familie mit Geschäften im Immobilienbereich gehört, zahle dafür 95 Millionen Euro in bar.

Gigantischer Abgangsgewinn

Der Vollzug der Transaktion werde im Jahr 2025 erwartet, teilte Clariant weiter mit.

Es entstehe bei dem Verkauf ein Abgangsgewinn von rund 70 Millionen Franken, erklärte das Unternehmen, der als ausserordentlicher Gewinn bei Vollzug des Deals in den Betriebsgewinn auf Stufe Ebitda gebucht werde.

Wie bedeutend dieses Geschäft ist, zeigt ein Blick in den Jahresabschluss 2023, bei dem der Reingewinn lediglich bei 179 Millionen Franken lag.

Clariant hat in dem Industriepark keine operativen Geschäfte. Mit dem zusätzlichen Barerlös will Clariant aber Schulden abbauen und die Bilanz stärken.

Fortgeführte Kosten entscheidend

Wie kann ein Unternehmen solch einen grossen Abgangsgewinn ausweisen, wenn doch die Jahresrechnung nach Internationalen Rechnungslegung IFRS zu Fair Value bilanziert wird?

Unter dem Standard IAS 16 bewerten Firmen ihre Sachanlagen gerade nicht zu Marktwerten, sondern zu fortgeführten Anschaffungskosten. Beim Verkauf solcher Sachanlagen entstehen also hohe Buchgewinne, wie bei Clariant mit 70 Millionen Franken.

Die Differenz zu den 95 Millionen Euro sind also die fortgeführten Anschaffungskosten.

In Unternehmensbilanzen können also viele solche Schätze schlummern.

Tricksereien in Buchhaltung

Erstaunlich ist jedoch die Aussage, dass Clariant den Verkauf im Ebitda als ausserordentliches Ereignis verbuchen will.

Nachdem viele Firmen dazu übergegangen waren, alles Schlechte als Ausserordentliches auszuweisen, hat IFRS diese Vorgehensweise eigentlich verboten. Es bleibt also spannend im Clariant-Accounting.

Der Spezialchemie-Konzern ist nämlich unlängst ohnehin in die Schlagzeilen geraten, weil es Tricksereien in der Buchhaltung gab und Mitarbeiter damit ihre Boni pushen wollten, wie muula.ch berichtete.

Einen solch ausserordentlichen Gewinn, der mit dem Verkauf der Frankfurter Liegenschaft nun im Jahr 2025 anfallen wird, müsste bei der Zielerreichung allerdings schon herausgerechnet werden.

17.09.2024/kut.

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