Bundesgericht legt Geheimnisse Schweizer Casinos offen

Spielchips und Spielkarten auf einem Pokertisch
Spielbanken erwirtschaften oftmals keine hohen Gewinne. (Bild: L. Moos / pixabay)

Schweizer verzocken Millionen in Casinobetrieben. Doch die Anbieter können teils nicht einmal jubeln, weil ein Dritter die Hand zu stark aufhält.

Die Bank gewinnt immer, heisst es oft bei Casinos.

Gemeint ist, dass die Anbieter von Glücksspielen gegenüber den Teilnehmern stets im Vorteil sind, weil sie statistisch mehr Geld einnehmen als sie ausgeben.

Mehr als halbe Milliarde an Umsatz

Dieser mathematische Vorteil sorgt dafür, dass die Bank, also das Casino, langfristig immer einen Gewinn erwirtschaftet, selbst wenn einzelne Spiele mal kurzfristig Glück haben und etwas gewinnen.

Der Bruttospielertrag (BSE), also die Differenz zwischen den Spieleinsätzen und den ausgezahlten Gewinnen, betrug 2024 in physischen Spielstätten rund 588 Millionen Franken, wie aus dem neuesten Jahresbericht der Eidgenössischen Spielbankenkommission ESBK hervorgeht.

Dieser Betrag teilte sich in 485 Millionen Franken für Geldspielautomaten und in 103 Millionen Franken für Tischspiele auf.

Zentralschweizer im Online-Rausch

Hinzu kommt das immer beliebtere Online-Glücksspiel.

Dabei wurden im vergangenen Jahr ein Bruttospielertrag von rund 310 Millionen Franken erzielt, was 8,5 Prozent beziehungsweise 24 Millionen Franken mehr waren als im Jahr 2023.

Online-Bruttospielerträge Schweizer Casinos
Luzern sticht beim Online-Gaming heraus. (Screenshot: muula.ch)

Auffallend ist, dass fast 100 Millionen Franken des «Online-Glücks» auf die Zentralschweiz entfallen.

Der Bund erhebt auf die BSE die sogenannte Spielbankenabgabe, die 2024 bei 358 Millionen Franken lag und dem Ausgleichsfonds der AHV/IV zufloss.

Immer mehr Kontrollen

Die Schweiz schaut, dass nur der Staat solche lukrativen Glücksspiele anbieten darf.

Die ESBK kämpft daher gegen illegales Geldspiel, sei es in Bars, Restaurants und Vereins- oder Kulturlokalen als auch im Internet.

Im Berichtsjahr führte sie 38 Hausdurchsuchungen durch, was 46 Prozent mehr als 2023 war, und eröffnete insgesamt 132 Strafverfahren, was einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um +28 Prozent bedeutete.

Insgesamt kam die ESBK im Jahr 2024 auf 391 Inspektionstage, was fast dreimal so viele waren wie im Vorjahr.

Kunden abhängig machen

Neben der strikten Durchsetzung des Staatsmonopols schaut die ESBK auch, dass die lizenzierten Anbieter alles korrekt machen.

Süsswarenhersteller oder Tabak- beziehungsweise Alkoholkonzerne wollen, dass so viele Kunden wie möglich auf ihre Produkte anspringen.

Doch beim Glücksspiel gehen rasch Existenzen drauf, weshalb eine besondere Obacht gilt.

Streit um Sanktion

Die ESBK prüfte beispielsweise Dossiers von Spielern von Online-Spieleplattformen beim Grand Casino Baden.

Weil der Anbieter, den die ESBK zu einer Sanktion von 1,8 Millionen Franken verdonnerte, bis vor Bundesgericht klagte, sind die Indikatoren problematischen Spielerverhalten öffentlich geworden.

Geldwäscherei nicht abgeklärt

So zahlte ein Schweizer Online-Zocker 727.935 Franken ein und setzte damit 10.838.170 Franken. Er verlor netto aber 481.565 Franken, wie das Bundesgericht in der Bestätigung der Busse schrieb.

Ein anderer Online-Spieler kam auf Einzahlungen von 326.100 Franken, setzte 6.666.367 Franken und verlor 280.860 Franken.

Spielerverhalten laut Bundesgericht
Spielerverhalten laut Bundesgericht. (Screenshot: muula.ch)

Auch müssten die Anbieter ab Einzahlungen von 100.000 Franken das Geldwäschereigesetz beachten.

Bei 11 Fällen sei aber nicht gegeben, dass das Grand Casino Baden die erforderlichen Abklärungen über die Herkunft der Mittel vorgenommen hatte, hiess es kritisch.

Viele Verluste unter dem Strich

Die Busse von 1,8 Millionen Franken haut für den Anbieter mächtig rein.

Denn im Jahr 2024 erwirtschaftete das Grand Casino Baden aus all seinen Aktivitäten nur einen Jahresgewinn von 1,817 Millionen Franken, wie aus dem Tätigkeitsbericht der ESBK hervorgeht.

Unter dem Strich lohnt es sich nämlich für Spielcasinos oft nicht, das Glücksspiel für den Schweizer Staat anzubieten.

Davos verlor unter dem Strich im Jahr 2024 beispielsweise fast 1 Million Franken und Schaffhausen kam 2024 nur auf eine «schwarze Null».

Lachender Dritter

Das Casino in Lugano erwirtschaftete einen Jahresverlust von sogar rund 3,5 Millionen Franken.

Und das Casino im Nobelort St. Moritz kam auf einen Jahresfehlbetrag von 2,4 Millionen Franken und muss den Betrieb einstellen, wie muula.ch berichtete.

Die Bank gewinnt nämlich doch nicht immer, wie es im Volksmund so schön heisst. Gewinner ist nur der Staat.

15.07.2025/kut.

Bundesgericht legt Geheimnisse Schweizer Casinos offen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert