
Die Schweizer Regierung rüstet bei der digitalen Kommunikation auf. Das Nachsehen haben die privaten Medien und sogar die Bürger.
Das Informationsangebot von Bundesrat und Bundesverwaltung ist auf verschiedene Kanäle und Webseiten verteilt.
Daher will die Landesregierung eine Bündelung für die Bürger, um sie noch mehr zu beschallen.
Standarddienst nutzen
Eine App schwebt dem Amtsschimmel dabei vor, wo die wichtigsten und neuesten Informationen des Bundesrates in den Vordergrund gestellt würden, teilte die Administration mit.
Die App werde auf dem neuen Redaktionssystem des Bundes aufgebaut, das als Standarddienst zentral bereitgestellt wird.
Für die App würden keine neuen Inhalte geschaffen, betonte der Bundesrat kostenbewusst.
Bersets Lügen als Warnung
Doch eine solche App hat gleich mehrere Probleme.
Sie kann gezielt genutzt werden, um die Bevölkerung zu beeinflussen.
Dabei brauchen die Bürger nur an die Coronavirus-Pandemie zu denken, wo der damalige Gesundheitsminister Alain Berset ziemlich viele Unwahrheiten verbreitet hat.
Dutzende Communiqués pro Tag
Zweitens sind die Informationen des Bundes oftmals nur aus der Perspektive des Staates aufbereitet und Wichtiges wird unter den Teppich gekehrt.
Davon können Medienvertreter, die teils mit Dutzenden von Communiqués jeden Tag überschüttet werden, ein Lied von singen. Sie kommen mit der Sichtung kaum noch nach.
Hunderte Kommunikationsbeamte des Bundes überlegen sich immer sehr genau die Sichtweise, Darstellungsformen, Reihenfolge sowie den Publikationszeitpunkt.
Am Markt schwerer zu behaupten
Weil die Schweizer Regierung mit ihrer Propaganda aber immer weniger zu den Menschen durchdringt und viele Informationsquellen, wie das Schweizer Radio und Fernsehen oder Printzeitungen, obsolet geworden sind, braucht es neue Instrumente.
Eine App, auf der sich die Bevölkerung informiert, ist da offenbar zeitgemäss.
Die Privatmedien, die ihr Geld mit neutralen Infos und Einordnungen verdienen, haben es also künftig noch schwerer, am Markt zu überleben.
Fifa und Trump folgen
Die direkte Kommunikation ist ein altbekanntes Mittel, um seine Kernbotschaften besser placieren zu können. Wer an den Weltfussballverband Fifa denkt, wo viele kritische Journalisten vor den Fifa-Funktionären sassen, machte der Verband einfach eigene Informationskanäle, wie App, TV, News-Feeds, auf.
Auch der US-Präsident Donald Trump kann davon ein Lied singen. Als während seiner ersten Amtszeit im Weissen Haus praktisch alle Medienvertreter gegen ihn waren, sagte er die Pressebriefings einfach ab und kommunizierte per Twitter zu Millionen.
Gute Gründe vorbringen
Der Bundesrat und die Staatsbeamten haben sich aber natürlich auch einen guten Grund für die Lancierung der App überlegt.
Vor dem Hintergrund von Beeinflussungs- und Desinformationskampagnen und der Kommunikation im Krisenfall übernehme die App eine wichtige Aufgabe, hiess es theatralisch.
Sie ermögliche einen schnellen, sicheren, unabhängigen und vertrauenswürdigen Informationskanal zur Bevölkerung, erklärte der Bundesrat.
Aber das ist eben nur die halbe Wahrheit.
26.06.2025/ena.