Baubranche steht Sonderkonjunktur bevor

Ein Maler mit Farbe und Pinsel vor einer orangen Wand
Schweizer Handwerker bekommen viele neue Aufträge. (Bild: G. Altmann / pixabay)

Das Schweizer Stimmvolk hat sich klar für die Abschaffung des Eigenmietwerts ausgesprochen. Dies beflügelt die Bauwirtschaft in den kommenden Jahren.

Die Schweiz hat am vergangenen Abstimmsonntag ein zentrales Element der Immobilienbesteuerung abgeschafft.

Rund 57,7 Prozent stimmten für den Bundesbeschluss über die kantonalen Liegenschaftssteuern bei hoher Wahlbeteiligung von fast 50 Prozent.

Einschränkung bei Abzügen

Damit hebt die Schweiz die Besteuerung des Eigenmietwerts für selbstgenutztes Wohneigentum im Privatvermögen auf.

Dabei fällt aber auch, dass Hypothekarzinsen, respektive Schuldzinsen, noch steuerlich generell in Abzug gebracht werden können.

Künftig ist dies nur noch sehr eingeschränkt möglich.

Amortisationen steigen

In einer Erstanalyse schrieb beispielsweise das Bankhaus Julius Bär, dass dadurch schuldenfreie Wohneigentümer deutlich mehr von der Abschaffung des Eigenmietwerts profitierten als verschuldete Eigenheimbesitzer, da das fiktive Einkommen entfällt, während der Schuldzinsabzug massiv eingeschränkt werde.

Mit dem Wegfall der steuerlichen Abzugsfähigkeit steige die Zinsbelastung, was ein Argument für Amortisationen bestehender Hypotheken sei, hiess es weiter von Julius Bär.

Vorzieheffekte heizen Baugewerbe an

Doch ein weitaus grösseres Problem gibt es bei Renovationen.

Da Unterhaltskosten künftig steuerlich auch nicht mehr abzugsfähig sind, sei zu erwarten, dass Renovationen bis zum Inkrafttreten der Reform vorgezogen würden, um diese steuerlich noch geltend zu machen.

Der Bundesrat entscheidet, per wann der Systemwechsel mit dem Wegfall des Eigenmietwerts vollzogen wird.

Es sei davon auszugehen, dass es eine Übergangsfrist von zwei Jahren geben werde, erwartet das Zürcher Geldhaus.

Die Landesregierung kann sich damit aber auch noch Zeit lassen.

Zur Nullzinspolitik obendrauf

Bis zur Umsetzung der Reform könnte es deshalb zu einem regelrechten Boom in der Baubranche kommen.

Wollen viele Immobilienbesitzer noch ihre Liegenschaften renovieren, um sie steuerlich absetzen zu können, dürften Preissteigerungen und sogar Engpässe in der Baubranche die Folge sein.

Regional kann es sogar Unterschiede geben, weil die Ausgestaltung für die Immobiliensteuern den Kantonen überlassen wird und auch die Verfügbarkeit der Baufirmen verschieden ist.

Ohnehin wird derzeit aufgrund der Nullzinspolitik der Schweizerischen Nationalbank SNB quasi schon an jeder Ecke in der Schweiz gebaut und die Auslastung der Unternehmen ist nicht schlecht.

Kommen noch mehr Instandhaltungen und Erneuerungen dazu, gibt es quasi eine Sonderkonjunktur durch Zusatzaufträge.

Langfristig negativ

Doch das Glück für das Baugewerbe ist nicht von Ewigkeit.

Mit dem Inkrafttreten sinkt nämlich der Renovationsanreiz, was dann der Baubranche schaden könnte, so die Bankspezialisten zu den langfristigen Auswirkungen des Abstimmungsentscheides.

Auch deutlich weniger Erneuerungen könnten bei Liegenschaften eine Folge sein.

01.10.2025/kut.

Baubranche steht Sonderkonjunktur bevor

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert