Die Bank Julius Bär hat sich nach dem Kreditdesaster um Immobilienguru René Benko erholt. Die operationalen Risiken bleiben aber hoch.
Stefan Bollinger, der seit dem 9. Januar amtierende Konzernchef von Julius Bär, hat es gut.
Ohne im Jahr 2024 einen Finger für das Zürcher Bankhaus krumm gemacht zu haben, kann er gute Geschäftsresultate verkünden.
Benko-Pleite ausgebügelt
Der Konzerngewinn erhöhte sich im Jahr 2024 um 125 Prozent auf 1,02 Milliarden Franken. Die Steigerung des Gewinns sei durch die Auflösung von Steuerrückstellungen unterstützt worden, teilte Julius Bär am heutigen Montag mit.
Im Jahr 2023 hatte die Bank rund 600 Millionen Franken in den Wind streichen müssen, weil sie sich beim österreichischen Immobilienguru René Benko verhoben hatte. Die Bank selbst sprach von einem grossen Private-Debt-Kreditverlust.
Gebühreneinnahmen sprudeln
Die verwalteten Vermögen (AuM) nahmen aber im Jahr 2024 um 16 Prozent auf fast 500 Milliarden Franken zu. Dies sei ein Rekord, freute sich das Geldhaus im Communiqué.
Bei den Erträgen wird deutlich, dass das Zinsgeschäft im Rückwärtsgang ist. Der Erfolg aus dem Zinsgeschäft brach nämlich um 55 Prozent auf 377 Millionen Franken ein. Gut entwickelten sich hingegen die Gebühreneinnahmen.
Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft erhöhte sich um 14 Prozent auf 2,2 Milliarden Franken.
Geschäftsleitung implodiert
Der neue CEO Bollinger ist mit der Kostensituation und dem Cost-Income-Ratio von 70,9 Prozent nicht zufrieden. Das Strategieziel von kleiner 64 Prozent ist ohnehin meilenweit entfernt.
Daher soll das Kostensparprogramm ausgeweitet werden. Bollinger selbst geht mit guten Schritten voran und verkleinert die Geschäftsleitung von 15 auf 5 Personen, wie Julius Bär mitteilte.
Beobachter reiben sich die Augen, was so viele Personen jahrelang im Führungsteam des alten CEO Zeno Staub gemacht haben, die es nun offenbar in der Geschäftsleitung nicht mehr braucht.
Risikovorsorge erhöht
Neben der Gewinnverdopplung fällt im Zahlenkranz noch eine Position auf, die sich auch fast verdoppelt hat.
Es ist die Risikovorsorge für operationale Risiken von 6,3 auf 10,7 Milliarden Franken.
Offenbar sind die Risiken, welche durch die Mitarbeiter verursacht werden können, deutlich höher als bisher angenommen. Da hat der neue CEO also alle Hände voll zu tun.
An der Börse kamen die Informationen aber gar nicht gut an. Der Aktienkurs der Julius-Bär-Titel brach gleich zum Handelsbeginn stark ein und lag auch später noch mit rund 12 Prozent im Minus.
03.02.2025/kut./Meldung am Ende mit Börsenreaktion ergänzt