
Das Zürcher Bankhaus Julius Bär kommt nicht zur Ruhe. Nun belastet ein erneuter Abschreiber von 130 Millionen Franken das Geldhaus.
Die Privatbank Julius Bär hat erneut eine Wertberichtigung auf ihr Kreditportfolio bekanntgegeben.
Diesmal belasten 130 Millionen Franken das Quartalsergebnis, teilte das Zürcher Geldhaus am späten Dienstagabend überraschend mit.
Neuer CEO von Goldman Sachs
Als Hauptgründe für den Millionenabschreiber gab Julius Bär neue Einschätzungen auf Privatkredite und Positionen bei Hypothekarkrediten an.
Seit einigen Monaten amtiert Stefan Bollinger als CEO und offenbar hat er im Kreditportfolio weitere Risiken entdeckt, die der einstige Goldman-Sachs-Manager lieber nicht auf seine Kappe nehmen will.
Die Firma plant für den morgigen Mittwochmorgen, Näheres zu kommunizieren und auch Fragen zu beantworten.
René Benko lässt grüssen
Bei der Zürcher Privatbank ist ohnehin Feuer unter dem Dach.
Unter der Leitung des ehemaligen Bankpräsidenten Romeo Lacher musste Julius Bär bereits rund 600 Millionen Franken in den Wind streichen, weil sich die Pleite des Immobilienmoguls René Benko negativ auf das Geldhaus ausgewirkt hatte.
Ein einziger Kunde konnte diese Bank quasi so stark belasten, was Fragezeichen hinter das Risikomanagement gemacht hatte.
Enforcement als Einfluss?
Der Chief Risk Office werde zudem per 1. Juli ausgetauscht, teile Julius Bär mit. Oliver Bartholet werde per Ende Jahr pensioniert, hiess es. Der seit Februar 2025 neu eingetretene Ivan Ivanic übernehme seine Position.
Ob der erneute Abschreiber im Zusammenhang mit einem weiteren Enforcementverfahren der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht steht, über das mehrere Medien berichteten, ist unklar.
Dabei soll es um Verdacht auf Geldwäscherei gehen.
Kostenprogramm verlaufe planmässig
Auch machte das Geldhaus keine Angaben, ob die erneuten Wertberichtigungen in Millionenhöhe im Zusammenhang mit dem Engagement um den österreichischen Immobilienentwickler Benko stehen.
In früheren Medieninformationen hiess es, dass diese Kredite vollständig wertberichtigt worden seien. Die Umsetzung der im Februar angekündigten zusätzlichen Bruttokosteneinsparungen von 110 Millionen Franken verlaufe planmässig, hiess es zu den Umstrukturierungen.
Wirtschaftsprüfer muss zustimmen
Vielleicht ist der neue Vorgang eher ein Schutzschild eines neuen CEO gegen Unvorhergesehenes.
Dies hatte etwa auch der neue CEO beim Rückversicherer Swiss Re, Andreas Berger, vorgenommen und Rückstellungen um Milliarden aufgestockt.
Allerdings gibt es dabei für die neuen Konzernchefs generell Limitierungen, denn der Wirtschaftsprüfer muss den Bilanzpositionen immer noch mitspielen.
20.05.2025/kut.