
Die beiden Versicherer Baloise und Helvetia fusionieren. Unter Druck entsteht, was die Logik in Sonnenzeiten längst verlangt hätte.
Die Schweizer Versicherungsbranche erlebt eine Grossfusion.
Der Basler Baloise-Konzern und die St.Galler Helvetia-Gruppe schliessen sich zu einem Unternehmen zusammen, wie beide Firmen am heutigen Dienstag bekanntgaben.
Löschung im Handelsregister
Formal schluckt die Helvetia die Baloise, wie ein Blick in den Fusionsvertrag verrät.
Durch die Fusion würden sämtliche Aktiven und Passiven der Baloise durch Universalsukzession auf die Helvetia übergehen, steht dort.
Baloise werde mit der Eintragung der Fusion im Handelsregister gelöscht.
Rund 350 Millionen an Synergien
Durch den Zusammenschluss entstünde eine in der Schweiz und in Europa führende Versicherungsgruppe mit mehr als 22.000 Mitarbeitern, erklärten die Unternehmen weiter.
Das kombinierte Bruttoprämienvolumen beträgt laut den Medieninformationen rund 8,6 Milliarden Franken im Bereich Leben und zirka 11,5 Milliarden Franken im Bereich Sachversicherungen.
Die Kostensynergien der Grossfusion sollen etwa 350 Millionen Franken vor Steuern erreichen und sich bis voraussichtlich 2028 zu 80 Prozent realisieren.
Die Integrationskosten sind allerdings auch nicht zu verachten und betragen in den kommenden Jahren zwischen 500 und 600 Millionen Franken.
Hauptsitz wird Basel
Die Fusion würde für alle Stakeholder einen Mehrwert schaffen, sei die Leitfrage für den Zusammenschluss gewesen.
Dies erklärte Baloise-Verwaltungsratspräsident Thomas von Planta an einer eilig einberufenen Medienkonferenz am Dienstagmorgen.
Er steht auch der neuen Gesellschaft «Helvetia Baloise» als Verwaltungsratspräsident (VRP) vor. Die künftige Rolle von VRP der Helvetia, Thomas Schmuckli, ist unklar.
Ivo Furrer werde Vize-VRP der fusionierten Gesellschaft, erklärten die Versicherer.
Hauptsitz wird Basel
CEO der neuen Firma wird Fabian Rupprecht, der bisher die Helvetia-Gruppe führt.
Michael Müller, derzeitiger Konzernchef der Baloise-Gruppe, tritt in die zweite Reihe und werde die Integration verantworten.
Der Hauptsitz werde in Basel sein, hiess es weiter. Der derzeitige Sitz von Helvetia in St. Gallen bleibe ein wichtiger Standort.
Unweit vom Baloise-Gelände hat Helvetia in Basel auch einen neuen Campus errichtet. Insofern macht die Stadt am Rheinknie mehr Sinn.
30 Handelstage entscheiden
Im Rahmen der Fusion erhalten Baloise-Aktionäre 1.0119 neue Helvetia-Aktien für jede Baloise-Aktie.
Das Umtauschverhältnis basiere auf den volumengewichteten Durchschnittskursen der Aktien beider Unternehmen während der letzten 30 Handelstage vor der Ankündigung, hiess es zur Bewertung.
An der Medienkonferenz war eine Gewichtung von 53 zu 47 der beiden Firmen zugunsten der Helvetia die Rede.
Grossaktionär stimmt zu
Die beiden ausserordentlichen Generalversammlungen sind jeweils für den 23. Mai 2025 geplant.
Der grösste Aktionär von Helvetia, die Basler Patria Genossenschaft, habe aber bereits zugesagt, für die Fusion zu stimmen. Die Genossenschaft hält derzeit 34,1 Prozent des Aktienkapitals von Helvetia.
Gemäss Statuen muss sie sich um das Wohl der Helvetia Lebensversicherungen kümmern.

Wie es mit Cevian, dem aktivistischen Investor, aussieht, der momentan Baloise unter Druck bringt, ist unklar.
VRP von Planta wollte zu einzelnen Aktionären keine Aussagen machen.
Der Zusammenschluss sei vorteilhaft für alle Stakeholder, betonte er lediglich.
Mit der Fusion würde Baloise aber die angedrohte Zerschlagung durch Cevian abwenden.
Vorbehalt der Behörden
Gegen Ende 2025 sei der Vollzug der Mega-Transaktion geplant. Bis dahin sei man noch Konkurrenz, hiess es.
Das geplante Aktienrückkaufprogramm der Baloise werde allerdings gestoppt.
Der Deal, der schon jahrelang als logisch diskutiert wurde, steht neben der Zustimmung der Aktionäre auch noch unter dem Vorbehalt von regulatorischen Bewilligungen.
Im kleinen Schweizer Markt kommt die fusionierte Gesellschaft auf den zweiten Platz – vielleicht stört dies die Wettbewerbsbehörden.
Jubel der Kapitalmärkte
An der Börse kamen die Informationen über den Zusammenschluss in der Schweizer Assekuranz jedenfalls positiv an.
Die Titel beider Firmen legten gleich zu Handelsbeginn jeweils um rund 4 Prozent zu.
22.04.2025/kut./Meldung mit Börsenreaktionen ergänzt