Baloise-Gruppe droht wohl die Zerschlagung

Ein Logo der Baloise am Hauptsitz in Basel
Die Baloise-Gruppe gibt sich eine neue Strategie. (Bild: muula.ch)

Die Baloise-Gruppe hat eine neue Strategie vorgestellt. Finanzanalysten und Investoren zeigten sich jedoch teils sehr skeptisch.

Es sollte ein grosser Befreiungsschlag für die Versicherungsgruppe Baloise werden.

Mitten im Strategiezyklus passte der Basler Versicherer seine Strategie an und gab am heutigen Donnerstag eine Re-Fokussierung bekannt.

Eine Milliarde on top

Massnahmen zu «technischer Profitabilität», «operativer Effizienz», «Wachstum in Zielsegmenten» und zur «Kapitalproduktivität» sollen es für die kommenden Jahre bis 2027 richten.

Einziger Überleitungspunkt zwischen den zwei Strategiephasen ist das Ziel zur Generierung von 2 Milliarden Franken an Barmitteln bis 2025, das bestehen bleibt und mit einer zusätzlichen Milliarde Franken bis ins Jahr 2027 aufgestockt wird.

Alte Strategie gescheitert

Zu diesem Finanzziel kommt eine angestrebte Eigenkapitalrendite von 12 bis 15 Prozent (aktuell: 7,4 Prozent) sowie eine höhere Barmittel-Ausschüttungsquote von 80 Prozent oder sogar mehr (aktuell: 10 bis 30 Prozent als Dividenden), wie es Baloise-CEO Michael Müller an einer Präsentation vor den Medien erläuterte.

Die Baloise verabschiedete sich damit aber von der Ambition, unter die Top-5 Prozent-Arbeitgeber in Europa zu kommen. Letzter Stand war hierbei Platz 29.

Auch das Ziel, im Strategiezyklus rund 1,5 Millionen Neukunden zu gewinnen, wurde beerdigt.

Zuletzt kam der Versicherer gerade einmal auf etwas mehr als 250.000 Neukunden – also weit entfernt von dem, was ursprünglich erreicht werden sollte.

Abbau beim Personal

Baloise will nun auch Kosten energischer sparen.

Die entsprechenden Massnahmen umfassen einen gruppenweiten Abbau von 250 Stellen, Optimierungen bei den Sachkosten sowie Verbesserungen durch die Nutzung neuer Technologien, wie das Management klarmachte.

Die Stellen fielen hauptsächlich durch Pensionierungen weg, hiess es dabei.

Die Kosteneffizienz soll sich etwa in einem verbesserten Kostensatz von 2 bis 3 Prozentpunkten im Sachversicherungsbereich bemerkbar machen.

Aktienrückkauf lanciert

Bei Investoren und Finanzanalysten riefen die Änderungen allerdings keine Freudensprünge hervor.

Alleinfalls «ein Schritt in die richtige Richtung» war hier und da zu hören.

Die Aktien stiegen zur Börseneröffnung am Donnerstag zwar um rund 1,5 Prozent, wohl hauptsächlich, weil es ein jährliches Aktienrückkaufprogramm von 100 Millionen Franken geben soll, sofern Mittel vorhanden sind.

Versicherer vertreibt Bankprodukte

Einige Investoren fragten sich, ob die Gruppe in ihrer heutigen Form mehr Wert liefert als die Einzelteile.

Auch der aktivistische Investor Cevian, ein neuer Grossaktionär der Baloise, stellt regelmässig solche Fragen und strukturiert seine Investments um, wie muula.ch berichtete.

Besonders thematisiert wurde die Frage des Wertes als Gesamtheit bei der gruppeneigenen Baloise Bank SoBa mit Wurzeln in Solothurn.

CEO Müller erklärte auf eine entsprechende Frage, dass gerade der Versicherungsbereich viele Produkte der hauseigenen Bank nachfrage.

Knackpunkt liegt in der Schweiz

Aber auch bei den drei Auslandsmärkten machten Investoren gewisse Fragezeichen.

Das deutsche Portfolio soll im Jahr 2027 laut einer Investorenpräsentation gerade einmal zwischen 30 und 50 Millionen Franken an die Holding abliefern, obwohl das Prämienvolumen aktuell bei rund 1,4 Milliarden Euro liegt.

Die Mini-Geschäfte in Luxemburg und möglicherweise auch das Portfolio in Belgien könnten problemlos an die jeweiligen Marktführer verkauft werden, hiess es von einem Grossinvestor.

Baloise-CEO Michael Müller
Baloise-CEO Michael Müller am Donnerstag vor den Medien. (Bild: muula.ch)

Am Ende drehe sich alles um die Frage, was mit der Baloise im Schweizer Markt geschehen soll.

Als Idee erläuterte der Aktionär, das Schweizer Versicherungsgeschäft passe recht gut zur Helvetia-Gruppe.

Sparen bei Rückversicherung?

Die Frage, was der Wert der Gruppe darstelle, wollte das Baloise-Management anhand des jüngsten Halbjahresabschlusses verdeutlichen, der ebenfalls am Donnerstag präsentiert wurde.

Durch die Unwetter in der Schweiz hatte sich der Schadensatz im Semester um rund 10 Prozentpunkte verschlechtert.

In Deutschland sank die Schadenbelastung dagegen etwas. Dies sei ein Diversifikationseffekt, hiess es.

Böse Zungen behaupten allerdings mit Blick auf den grossen Anstieg der Schadenquote, dass die Baloise an der falschen Stelle bei der Rückversicherung für Naturgefahren gespart habe.

Börsenwert legt 20 Prozent zu

Ergeben die sechs grossen Einzelteile der Baloise-Gruppe, also die konzerneigene Bank, das Schweizer Geschäft, die Landesgesellschaften in Deutschland, Belgien und Luxemburg sowie die Holding mit den Rest-Aktivitäten, mehr Wert als die aktuelle Börsenbewertung?

Seit dem Jahresanfang legte die Börsenkapitalisierung jedenfalls um 20 Prozent auf 7,3 Milliarden Franken zu.

Vielleicht sehen Investoren genau diese Zerschlagungsstory bei den Baslern.

12.09.2024/kut.

Baloise-Gruppe droht wohl die Zerschlagung

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