
Die Börsen laufen derzeit gut. Melanie Rama vom Baloise Asset Management gibt Einschätzungen zu einer Weihnachtsrally, zu Gold und zu 2026 ab.
Bald ist Weihnachten und damit ist das Börsenjahr 2025 schon fast gelaufen. Aktien haben sich bisher gut entwickelt. Rechnen Sie dennoch mit einer Jahresendrally?
Melanie Rama: Wir gehen weltweit von einer stabilen bis leicht positiven Entwicklung bis zum Jahresende aus. Eine starke Kursrally ist jedoch nicht zu erwarten.
Die Märkte werden voraussichtlich durch regionale Faktoren beeinflusst: In der Schweiz stehen die US-Zölle im Mittelpunkt, in den USA die wirtschaftliche Entwicklung und weitere Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank.
Die anstehende Berichtssaison der US-Unternehmen könnte zudem Aufschluss darüber geben, inwieweit der Trend um Künstliche Intelligenz (KI) die Märkte weiterhin anfeuern kann.
Wo sehen Sie weiterhin Chancen?
Wir sehen aktuell mehr Chancen bei Schwellenländer-Titeln als bei US-Aktien.
Schwellenländer-Aktien dürften auch in den kommenden Monaten von der anhaltenden Dollarschwäche profitieren. Zudem bleibt die Wirtschaftslage in zahlreichen Schwellenländern trotz verschärfter US-Zollpolitik stabil.
Kürzlich haben sich zwar die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China erneut verschärft. China kündigte strengere Kontrollen für den Export von Seltenen Erden an, und Donald Trump drohte daraufhin mit der Einführung neuer Strafzölle.
In diesem Zusammenhang sank die US-Börse aber um nahezu drei Prozent, während Aktien aus Schwellenländern um weniger als ein Prozent nachgaben.
Der Goldpreis knackte kürzlich erstmals die Marke von 4000 Dollar je Feinunze. Wieso ist das Edelmetall so gefragt und wie stark könnte der Preis noch zulegen?
Geopolitische Spannungen, US-Zinssenkungen und eine Dollarschwäche haben Gold als sicheren Hafen attraktiver gemacht.
Steigende Inflationserwartungen in den USA sowie umfangreiche Käufe von Zentralbanken in Schwellenländern verstärkten die Nachfrage zusätzlich.

Die Finanzmarktvolatilität an Aktien- und Anleihemärkten führte zu weiteren Umschichtungen in Gold, was mehrfach zu neuen Rekordhochs führte.
Viele dieser Faktoren werden voraussichtlich bestehen bleiben. Der Goldpreis könnte somit noch weiter in die Höhe klettern.
Die Immobilienpreise in der Schweiz sind im laufenden Jahr gestiegen. Sind Immobilien nach wie vor eine gute Anlage?
Die Kurse von kotierten Immobilienanlagen haben in den vergangenen 18 Monaten um bis zu 30 Prozent zugelegt.
Wir glauben aber nicht, dass sich eine solche Rendite in den nächsten 18 Monaten nochmals erwirtschaften lässt.
Aufgrund des aktuellen Tiefzinsumfelds bleibt diese Anlageklasse aber weiterhin attraktiv. Insbesondere die Wohnimmobilienpreise werden durch eine hohe Nachfrage gestützt. In der Schweiz wurde in den vergangenen Jahren zu wenig gebaut, was zu einem Nachfrageüberhang geführt hat.
Laut einer Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG erwarten 94 Prozent von rund 400 befragten Immobilienexperten, dass die Preise im Wohnsegment daher im nächsten Jahr weiter steigen.
Was sind die wichtigsten Entwicklungen in den nächsten sechs bis zwölf Monaten, welche die Anleger im Auge behalten sollten?
Das ist regional unterschiedlich: Für die Schweiz ist die Entwicklung der US-Zölle von zentraler Bedeutung, insbesondere die Frage, ob eine Einigung mit den USA erzielt wird.
Andernfalls droht 2026 ein deutlicher Rückgang des Wirtschaftswachstums und ein zusätzlicher Anstieg der Arbeitslosenquote.
Im Euroraum wird der Fokus auf den ehrgeizigen Plänen der deutschen Regierung liegen. Können die geplanten Infrastrukturprojekte und Investitionen die Wirtschaft wiederbeleben und somit auch den europäischen Aktienmarkt weiter in die Höhe treiben?
In den USA richten wir unser Augenmerk auf die Zinspolitik der Zentralbank und darauf, inwiefern die hohen Investitionen in KI ihre Früchte tragen.
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Das Interview ist eine Kooperation von muula.ch mit Baloise.