Der Stromkonzern Axpo wirbt für seine Verantwortung und will in Beznau weiter Atomstrom produzieren. Die Begründung überrascht.
Das Kernkraftwerk Beznau des staatlichen Axpo-Konzerns ist seit 1969 am Netz und soll noch fast eine Dekade weiterbetrieben werden.
Axpo habe entschieden, dass Block 2 des Kernkraftwerks noch bis 2032 und Block 1 noch bis zum Jahr 2033 am Netz bleiben werden, teilte Axpo am heutigen Donnerstag überraschend mit.
Sicherheit im Vordergrund
Nach umfangreichen Abklärungen und Untersuchungen, bei denen auch externe Spezialisten beigezogen sowie Gespräche mit der Aufsichtsbehörde Ensi geführt worden seien, sei der Staatsbetrieb zu diesem Entscheid gekommen.
In allen Überlegungen habe der Aspekt der Sicherheit an oberster Stelle gestanden, versicherte Axpo der Öffentlichkeit.
Die Atommeiler haben unbefristete Betriebsbewilligungen und bisher gab es keinen konkreten Zeitpunkt für eine Abschaltung. Allerdings beträgt die Laufzeit solch hochbetagter Nuklearanlagen laut Experten maximal 60 Jahre.
Geheimnis um Bewertung
Zur Begründung für den Weiterbetrieb führte der Stromkonzern seine gesellschaftliche Verantwortung an.
Allerdings sei dieser Entscheid auch unter Berücksichtigung von technischen, organisatorischen, regulatorischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten getroffen worden, hiess es weiter.
Wie dabei das Problem der Entsorgung der radioaktiven Brennelemente oder die Sicherheit von Nuklearenergie bewertet wurden, gab Axpo allerdings nicht bekannt.
Winterstrom als Argument
Der Atommeiler leiste zudem einen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Schweiz, wie Axpo erklärte.
Rund 6 Terawattstunden Strom mit einem hohen Winteranteil trügen dazu bei und könnten mit den «Uraltmeilern» den Verbrauch von 1,3 Millionen Vierpersonenhaushalten sichern.
Geringe Investitionssumme
Axpo habe seit Inbetriebnahme über 2,5 Milliarden Franken in die Nachrüstung und Modernisierung der beiden Kraftwerksblöcke investiert, hob der Energiekonzern hervor.
Mit einer bisherigen Laufzeit von 55 Jahren, wären das aber nicht einmal 50 Millionen Franken, wenn man bedenkt, dass davon das Überleben der Menschheit abhängt.
Gigantischer Gewinneinbruch
Um den Betrieb bis zum Jahr 2033 zu sichern, will Axpo nun weitere 350 Millionen Franken einsetzen. Auch dies wäre pro Jahr nur wieder der übliche Betrag.
«Somit wird Beznau im Jahr 2033 auf 64 Jahre zuverlässige und CO2-arme Stromproduktion zurückblicken können», gab sich Axpo für seinen hochbetagten Kernreaktor überzeugt.
Und ob der Staatsbetrieb das Geld für Investitionen überhaupt hat, ist fraglich. Am heutigen Donnerstag gab der Energiekonzern einen horrenden Gewinneinbruch um fast 60 Prozent auf 1,51 Milliarden Franken bekannt.
Die staatlichen Rettungsmassnahmen und Spekulationsverluste in Milliardenhöhe während der jüngsten Stromkrise sind aber nicht vergessen.
05.12.2024/kut.