Der Allianz-Konzern hat sich erneut ein Geschäft der Schweizer Assekuranz geschnappt. Die Deutschen bauen einen grossen Digitalversicherer.
Am Ende ging es ganz schnell mit dem Hoffnungsträger von Swiss Re.
Im August kündigte der zweitgrösste Rückversicherer der Welt an, sich aus dem Insurtech-Geschäftsfeld mit dem sperrigen Namen iptiQ zurückzuziehen.
Allianz-Gruppe nimmt alles
Fast 200 Millionen Dollar an Verlust nahm Swiss Re allein im ersten Semester dabei in Kauf.
Nun stösst es das gesamte Geschäft ab, wie Swiss Re am heutigen Dienstag im Laufe des Börsenhandels mitteilte.
Swiss Re habe sich über mit dem Allianz-Konzern über den Verkauf des europäischen P&C-Geschäfts von iptiQ geeinigt, hiess es.
Allianz Direct, der paneuropäische Online-Versicherer der Allianz Gruppe, werde den Versicherungsträger mit Sitz in Luxemburg, mehr als 100 Mitarbeiter sowie alle Vertriebsvereinbarungen übernehmen, erklärte der Schweizer Rückversicherer.
Closing weit in der Zukunft
Durch die Übernahme von mehr als 130.000 iptiQ-Kunden werde Allianz Direct seine Präsenz im B2B2C-Segment weiter vorantreiben, hiess es weiter.
iptiQ ist ein digitaler Versicherer, der Partnerschaften mit anderen Versicherern, Maklern, Banken und Verbrauchermarken eingeht, um innovative Sach- und Unfallversicherungs- sowie Lebens- und Krankenversicherungsprodukte für Endverbraucher anzubieten (B2B2C).
Der Abschluss der Transaktion wird laut dem Communiqué für das 2. oder 3. Quartal 2025 erwartet.
Warum der Übertrag so unüblich lange dauert, ist allerdings nicht klar. Der Deal steht aber wie üblich unter dem Vorbehalt aufsichtsrechtlicher Genehmigungen.
Nicht ad-hoc-pflichtig?
Der Aktienkurs von Swiss Re stieg nach Bekanntgabe des Verkaufs, über deren finanzielle Details die Vertragspartner schweigen, um rund 2 Prozent.
Warum die Mitteilung im laufenden Börsenhandel publiziert wurde, erklärte ein Mediensprecher der Swiss Re auf Anfrage von muula.ch damit, dass der Deal nicht ad-hoc-pflichtig gewesen sei.
Die Börsianer scheinen das angesichts der Kursbewegungen offenbar anders zu sehen.
Baloise verkauft auch
Auffällig ist aber zudem, dass Allianz Direct bereits den zweiten Verlustbringer der Schweizer Versicherungsbranche innerhalb kürzester Zeit übernimmt.
Von der Baloise-Gruppe kauften die Deutschen vor wenigen Tagen den deutsch-französischen Digitalversicherer «Friday» mit einem Prämienvolumen von rund 50 Millionen Franken, wie muula.ch berichtete.
Die Baloise muss im laufenden Geschäftsjahr dafür einen negativen Ergebniseffekt von 75 Millionen Franken in Kauf nehmen.
Grosskonzerne kaufen Start-ups
Die Strategie der Allianz scheint aufzugehen, Aktivitäten einfach zuzukaufen, wenn ein Geschäftsmodell aufgebaut ist und einigermassen Erfolg verspricht.
Ein so grosser Konzern, wie die Allianz, braucht solche innovativen Geschäftsfelder offenbar nicht selber auszuprobieren.
Die Schweizer Versicherer haben da wohl gute Vorarbeit geleistet und viele Verluste hingenommen. Nun freuen sich die Deutschen darüber.
«Gemeinsam werden wir eine Erfolgsgeschichte schreiben», gab sich der CEO von Allianz Direct, Philipp Kroetz, im jüngsten Communiqué überzeugt.
05.11.2024/kut.