Aktienrückkauf ohne Aktienrückkauf

Die Firmenzentrale der Adecco Group in Zürich
Am Hauptsitz der Adecco Group in Zürich herrscht Schweigen im Walde. (Bild: PD)

Dem Personaldienstleister Adecco scheinen Fachkräfte zu fehlen. Dies legen jedenfalls Vorkommnisse um den Aktienrückkauf des Konzerns nahe.

Wenn eine Firma oder eine Behörde quasi auf den letzten Drücker im Jahr eine Medienmitteilung publiziert, müssen Medien besonders hinschauen. So geschah es am Freitag, dem 29. Dezember 2023, nach Börsenschluss vom Personaldienstleister Adecco.

Ende vor dem Start?

Per 29. Dezember habe der Zürcher Personalvermittler Adecco Group sein 600 Millionen Euro schweres Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen, das im April 2021 aufgelegt und im Juli 2021 wegen der Coronavirus-Pandemie pausiert worden war, stand dort zu lesen.

Im Rahmen dieses Aktienrückkaufprogramms, das bis spätestens 31. Dezember 2023 abgeschlossen sein soll, habe das Unternehmen 1.424.388 seiner Aktien über eine zweite Handelslinie an der SIX Swiss Exchange zurückgekauft, hiess es weiter.

Der durchschnittliche Kaufpreis pro Aktie ohne Kommission betrug demnach 61.96 Franken.

Veraltete Angaben

Schaut man in die Transaktionsliste, so zeigt sich, dass die angegebenen Rückkäufe zwischen dem 7. April und dem 28. Juli 2021 stattfanden. Dabei kommt Adecco auf 88,25 Millionen Franken an Rückkaufswert und erklärte, dass 13,58 Prozent des Aktienrückkaufprogramms erfolgt seien.

Der Personaldienstleister ging sogar davon aus, dass mit dem damaligen Euro-Franken-Wechselkurs die Gesamtsumme von 650 Millionen Franken ausgegeben werden müsste.

Ab Juli 2021 wurde aber keine einzige Aktie der Adecco Group mehr zurückgekauft. Adecco passte auch die starke Wechselkursverschiebung nicht an.

Die geplanten 600 Millionen Euro sind aber momentan fast 100 Millionen Franken weniger an Kaufvolumen als zur Bekanntgabe des Rückkaufprogramms.

Link funktioniert nicht

Blickt man in die obligatorische Anzeige zum «Share Buyback», so sollte das Programm eigentlich «spätestens am 15. Dezember 2023» enden. Weshalb nunmehr der 31. Dezember 2023 als spätestes Enddatum angegeben wird, müssen sich Investoren wohl selbst zusammenreimen.

Vielleicht wurde eine zeitnahe Börsenmeldung über die Beendigung des Programmes in der Vorweihnachtszeit einfach vergessen, wer weiss. Es wurden ja ohnehin seit August 2021 nie Titel zurückerworben.

Auch gab das Unternehmen in der Anzeige an, stets unter der bestimmten Webadresse http://www.adeccogroup.com/investors/shareholder-debt-info/share-buyback/ alle getätigten Transaktionen sowie den Fortschritt des Kaufprogramms bekanntzugeben.

Blöd für Interessenten, dass bei dem Link nur eine Fehlermeldung kommt.

UBS mit von der Partie

Das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch wollte daher von der Adecco Group wissen, was da genau passiert ist, und warum die Firma seit dem «Unterbruch» im Juli 2021 quasi nie wieder eigene Aktien zurückkaufte und stellte eine Medienanfrage.

Auch die unterschiedlichen Enddaten der Rückkaufprogramme dürften Investoren verunsichern, weshalb muula.ch diesbezüglich ebenfalls nachfragte.

Schliesslich wird die Grossbank UBS als ausführende Bank für das Adecco-Aktienkaufprogramm genannt und beim Schweizer Marktführer sollte sicher alles korrekt sowie verständlich sein.

Kritische Fragen

Last, but not least wollte muula.ch von Adecco wissen, ob der Konzern die Investoren nicht früher hätte über die Beendigung des Rückkaufprogramms informieren müssen, wenn das Unternehmen quasi gar nicht mehr beabsichtigte, eigene Aktien zurückzukaufen.

Zwar besteht zum Rückkauf der eigenen Titel keine Verpflichtung. Aber wenn ein Konzern über das Programm über zwei Jahre lang keine einzige Aktie zurückkauft, könnten Investoren eventuell annehmen, dass zum Schluss hin eine Mega-Nachfrage bei den eigenen Titeln der Firma aufkommen könnte.

Schweigen in der Schweiz

Von der Medienstelle des Konzerns kam allerdings bisher keine Antwort. Auf telefonische Nachfrage hiess es am gestrigen Mittwoch aus der Konzernzentrale, man würde sich melden. Doch auch dies war Pustekuchen.

Und bei einem Anruf am heutigen Donnerstag zur Medienstelle von Adecco Schweiz, um nachzufragen, was da im Zürcher Headquarter los sei, ging auch niemand an die vorgegebene Natelnummer für Medienschaffende.

Man könnte tatsächlich den Eindruck gewinnen, dem Personaldienstleister scheinen selbst die Fachkräfte zu fehlen.

SIX Exchange Regulation gefordert

Alles in allem dürfte in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Denn die Vorkommnisse müssten eigentlich die «Ordnungshüter» an der Schweizer Börse SIX, die SIX Exchange Regulation SER, auf den Plan rufen.

Die SER müsste zumindest abklären, ob bei dem Aktienrückkauf der Adecco Group alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

04.01.2023/kut.

Aktienrückkauf ohne Aktienrückkauf

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert