Der italienische Familienclan Agnelli hat sein Betätigungsfeld um Fiat, Ferrari und den Fussballklub Juventus Turin erweitert. Diesmal geht es in eine völlig andere Richtung.
Der italienische Familienclan Agnelli hat eine strategische Investition getätigt.
Über seine in den Niederlanden angesiedelte Holding Exor kaufte sich die eigentlich für die Automarken Fiat und Ferrari bekannte Unternehmerdynastie beim Medizinaltechnik-Konzern Philips ein.
Sitz im Verwaltungsrat
Laut Firmenangaben vom heutigen Montag seien rund 15 Prozent an dem Unternehmen im Gesundheitssektor erworben und rund 2,6 Milliarden Euro investiert worden.
Die Agnelli-Holding stünde voll hinter der Firmenstrategie und dem Management von Philips, hiess es im Communiqué von Exor. Man sei langfristig am Kreieren von Wert in diesem Segment interessiert.
In einem separaten Vertrag sei mit Philips vereinbart worden, dass die Agnellis einen Verwaltungsratssitz einnehmen würden und die Beteiligung bis zu einem Maximum von 20 Prozent aufstocken können.
Lob für Firmenstrategie
John Elkann, CEO der Exor-Holding und Familienerbe, lobte die Kombination von Philips, bei Technologie und Healthcare vorwärtsmachen zu wollen. In den vergangenen Jahren habe der Medizinaltechnik-Konzern bereits sehr viel auf dem Gebiet erreicht.
Für Exor sind solche Investitionen besonders wichtig, als die Firma von zwei gravierenden Entwicklungen betroffen ist, wie Elkann unlängst bei einem Vortrag in Zürich am Schweizerischen Institut für Auslandforschung Siaf erklärte, über den auch muula.ch berichtete.
So gebe es kaum eine Branche, wie die Autoindustrie, bei der das Produkt in den kommenden Jahren sehenden Auges vom Gesetzgeber verboten werde. Daher arbeite etwa Ferrari an einem komplett neuen Automobil, und nicht nur am Austausch des Verbrennungsmotors zu einem Elektroantrieb.
Rückzug bei Versicherungen
Der zweite Grund ist der Ausstieg des Agnelli-Clans im für die Schweiz doch sehr wichtigen Rückversicherungsgeschäft. Die Risiken seien da aber viel zu hoch und die Zukunftsaussichten der Branche äusserst düster, hatte Elkann den Rückzug aus dem Assekuranz-Bereich erklärt.
Exor hatte die Rückversicherung Partner Re an den französischen Konzern Covéa verkauft und dabei rund drei Milliarden Euro an Gewinn erzielt.
An der Börse kamen daher die Informationen über den Einstieg der Italiener bei Philips gut an. Die Titel, die in den vergangenen Monaten stark unter Druck gekommen waren, stiegen am heutigen Montag um rund 5 Prozent.
Probleme mit Gerät
Das Medizintechnik-Unternehmen hat nämlich derzeit einen Produktrückruf von über fünf Millionen Geräten laufen, für den es bereits rund eine Milliarde Euro und 575 Millionen Euro für Entschädigungen von Patienten zurückstellte.
Doch meist sind solche Probleme rückversichert. Vielleicht schätzt der Agnelli-Clan die Situation daher als nicht so gravierend ein.
Allerdings legte der seit kurzem amtierende Philips-Unternehmenschef Roy Jakobs aufgrund der Konjunkturflaute auch noch ein Sparprogramm auf, bei dem tausende Stellen wegfallen.
14.08.2023/kut.