80 Millionen sollen den Euroairport beflügeln

Der Euroairport in Basel-Mulhouse
Der Euroairport plant vor seinem Hauptgebäude einen Neubau. (Bild: muula.ch)

Der trinationale Flughafen Euroairport will expandieren. Doch dem Vorhaben stellen sich gleich mehrere Probleme in den Weg.

Der Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg hat sich eine neue Strategie gegeben. Verwaltungsratspräsident Luc Gaillet sowie sein Vize Raymond Cron liessen es sich am heutigen Montag nicht nehmen, die neue Vorgehensweise der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Sicherheitskontrollen vereinen

In vier Stossrichtungen soll es vorwärtsgehen. So will der Flughafen für Passagiere noch attraktiver werden, tagsüber noch mehr expandieren, die Umwelt schonen und neue Geschäftsfelder aufbauen.

Gleich beim ersten Punkt war an der Medienorientierung, an der auch muula.ch teilnahm, die Überraschung gross, denn ein neues Gebäude soll entstehen, damit die heute an drei Punkten durchgeführten Sicherheitskontrollen vorgelagert werden können.

An den freien Plätzen im Hauptgebäude sollen weitere Gastronomie- und Shoppingmöglichkeiten sowie flüssigere Passagierwege und effiziente Betriebsabläufe entstehen.

All dies soll rund 80 Millionen Euro an Investitionen kosten.

Die Bahn hat Verspätung

Der Euroairport will noch weitere Punkt-zu-Punkt-Verbindungen in Europa ins Visier nehmen. So fehlt beispielsweise noch Stockholm im Angebot, hiess es. Pistenkapazität gebe es jedenfalls noch genug und ein Ausbau der Start- und Landebahnen sei kein Thema.

Der Flughafen will die Umwelt mit Solarpanels auf möglichst vielen Dächern, einer eigenen Bio-Heizzentrale sowie dem vermehrten Einsatz von Energiemotoren schonen.

Luc Gaillet
Euroairport-VRP Luc Gaillet (Bild: muula.ch)

Einen Bahnanschluss, der für die meisten CO2-Reduktionen des Flughafens sorgen könnte, wird es frühestens im Jahr 2035 geben, erklärten Gaillet und Cron auf Französisch beziehungsweise auf Deutsch, ganz im Sinne der länderübergreifenden Kooperation.

Vom ursprünglichen Jahr 2027 war keine Rede mehr.

Viel Bewegung bei Kundschaft

Doch dem ganzen Vorhaben stellen sich gleich eine Vielzahl von Hürden in den Weg. Erstens würde ein Erweiterungsbau im Osten des Flughafens frühestens im Jahr 2030 fertig sein.

Bis dahin könnte sich Paris so manche Änderungen für das Elsass überlegen oder sich das Reiseverhalten der Menschen wieder ändern, wie es beispielsweise nun nach der Coronavirus-Pandemie mit viel weniger Geschäftsreisenden schon passiert ist. Insofern drohen schon mal Risiken.

Die meisten Passagiere wollten im Jahr 2019 nach London. Danach war jedes Jahr die Destination Pristina im Kosovo der Spitzenreiter. Allerdings kommen die Werte bei weitem nicht an die London-Passagiere heran.

Die deutsche Hauptstadt Berlin liegt aktuell sogar 56 Prozent unter den Passagierzahlen von 2019.

Hauptrisiko Easyjet

Am trinationalen Flughafen hat ohnehin der Low-Cost-Carrier Easyjet das Hauptsagen, denn die Billigfluggesellschaft generiert rund 55 Prozent des Geschäfts. Als Zweitplatzierter kommt die WIZZ Air auf lediglich 13 Prozent. Falls Easyjet aber einmal Basel-Mulhouse-Freiburg den Rücken kehrt, wäre der schöne Neubau sicher auch überdimensioniert.

Laut dem Euroairport ging die Zahl der Passagiere im Jahr 2023 gegenüber dem Vor-Coronavirus-Jahr 2019 um 11 Prozent auf 8,1 Millionen zurück. Das aktuelle Niveau liegt damit sogar unter jenem von 2018.

Eigentlich hatte man den Eindruck, kaum jemand würde nach der Pandemie noch zu Hause sitzen wollen und alle würden mit dem Flugzeug verreisen. Die Zahlen sprechen da für den Euroairport aber eine andere Sprache.

An Spitzenbelastung ausrichten?

Zweitens waren im Sommer 2023 zeitweise höhere Flugfrequenzen als im Jahr 2019 zu verzeichnen gewesen und dies bei insgesamt weniger Passagier- sowie Flugbewegungszahlen. Dies zeigt, dass sich das Reiseverhalten rasch ändern und sich die Konzentration auf noch wenigere Zeitfenster um Schulferien und Feiertage schnell erhöhen kann.

Es macht aber keinen Sinn, die Kapazität für die höchste Spitzenauslastung im Jahr vorzuhalten. Vor Corona lag der Zuwachs bei den Passagierzahlen schön konstant bei 8 Prozent pro Jahr.

Da ist eine gewisse Sättigung klar erkennbar.

Harte Konkurrenz bei Fracht

Im Jahr 2023 steigerte der Euroairport den Umsatz zwar um rund 6,7 Prozent auf 160 Millionen Euro. Die Zahl der Flugpassagiere legte 2023 aber um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.

Gleichzeitig lag das Frachtvolumen im vergangenen Jahr in etwa auf dem Niveau von 2019, jedoch mit 107.000 Tonnen um fast 7 Prozent unter jenem des Jahres 2022.

Management des Euroairport
Das Management des Euroairport antwortete auf Fragen der Medien. (Bild: muula.ch)

Besonders herausfordernd war der Umstand, dass die vielen Langstreckenflieger an anderen Flughäfen wieder florieren und damit den in Basel-Mulhouse vorherrschenden Vollfrachtern das Geschäft streitig machen.

Schulterzucken bei Verantwortlichen

Das dritte Hindernis für einen Ausbau sind Lärmbelästigungen, die derzeit ohnehin schon besonders die Gemeinde Allschwil BL im Süden des Flughafens treffen. Mit zahlreichen Massnahmen versucht der Flughafen allerdings, die Einhaltung von Schweizer Grenzwerten zu erreichen.

Die Antwort auf die Frage von muula.ch, bis wann dies der Fall sein wird, blieben die Verantwortlichen aber schuldig.

Der einstige Direktor des Schweizer Bundesamtes für Zivilluftfahrt Cron erklärte lediglich, dass mit enormen Zuschlägen bei den Lärmgebühren ökonomische Anreize zur Änderung der kritischen Flugbewegungen geschaffen werden sollen.

Warum dieses System erst ab Januar 2024 eingeführt wurde, obwohl das Problem bereits seit 2019 besteht, konnte oder wollte aber niemand im Management um VRP Gaillet erklären.

Postfinance und Swisscom grüssen

Für das Jahr 2024 rechnet der Euroairport mit rund 8,4 Millionen Passagieren, was immer noch erst 92 Prozent des Verkehrs von 2019 entspricht. Beim Geschäftsfeld Fracht erwartet der Flughafen auch im Jahr 2024 aufgrund der Konjunkturentwicklungen eine Fortsetzung des Negativtrends. Das sind keine berauschenden Perspektiven.

Unklar blieb auch, ob es für Schweizer Passagiere, die immerhin mit rund 50 Prozent die grösste Kundengruppe darstellen, bald Verbesserungen geben wird.

Die Abschaffung des Postfinance-Geldautomaten im Ankunftsbereich oder der Abbau der Swisscom-Antenne, sodass Schweizer teure Roaminggebühren an französische Anbieter zahlen müssen, lassen weiterhin grüssen.

Und ob die 80 Millionen Euro an Investitionen den Menschen in Allschwil bald einen besseren Schlaf bescheren, steht ebenfalls noch in den Sternen.

29.01.2024/kut.

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