
Die Schweiz stand der Strombranche mit Milliarden zur Seite. Dann tauschten die Konzerne den Schutzschirm gegen Kredite, die sich nun diametral ändern.
Schweizer Energiekonzerne sind während der Turbulenzen an den Energiemärkten in Bredouille geraten und mussten genügend Liquidität vorhalten.
Der Bund sprang mit Milliarden ein und per Notverordnung mussten die systemkritischen Stromunternehmen Alpiq, Axpo und BKW eine Bereitstellungspauschale von 15 bis 20 Millionen Franken pro Jahr zahlen.
Im Februar noch verlängert
Rasch entledigten sich die Firmen dieser Staatsklammer, weil dabei auch ein Boni- und Dividendenverbot einherging.
Die Stromkonzerne besorgten sich Kreditlinien bei Geldhäusern, wie muula.ch etwa über Axpo berichtete, die Geld in Japan aufnahm.
Die Axpo Holding AG hatte im Februar 2024 mit einem internationalen Konsortium von über 30 Banken eine unbesicherte, revolvierende und kommittierte Kreditlinie von insgesamt 7,0 Milliarden Euro vereinbart, die im Februar 2025 nochmals bis 2028 verlängert worden war.
Rasche Änderung der Situation
Angesichts der anhaltenden Beruhigung der Energiemärkte und des damit reduzierten Liquiditätsbedarfs werde die Kreditlinie auf 5,0 Milliarden Euro reduziert, teilte der Staatsbetrieb Axpo am heutigen Donnerstagabend mit.
Dies stärke die Effizienz in der Finanzierung und spiegle die robuste Finanzposition von Axpo in einem normalisierten Marktumfeld wider, hiess es weiter.
Falls die Märkte also wieder verrücktspielen sollten, fehlen 2 Milliarden Euro, die Axpo bis vor kurzem noch lieber verfügbar gehabt hätte.
Ohnehin kommen mit den Euro-Krediten noch Währungsrisiken zum Schweizerfranken hinzu, welche es zu beachten gilt.
Bern holt sich mehr Geld
Beim Berner Staatsbetrieb BKW geht es dagegen in die andere Richtung. Statt Kreditlinien zurückzufahren, holt sich die Energiegruppe lieber Geld, wie sie ebenfalls am Donnerstag bekanntgab.
Die BKW habe die Erhöhungsoption über 500 Millionen Franken ausgeübt und per 26. November 2025 die bestehende unbesicherte, fest zugesagte Syndikatskreditlinie von 1,0 auf 1,5 Milliarden Franken erhöht.
Die Fazilität laufe bis 2030 und habe eine Verlängerungsoption von einem Jahr, hiess es weiter.
Für zusätzliche Spekulation
Der Syndikatskredit, der seit Mai 2024 besteht, diene als Liquiditätsreserve und sei unbenutzt, erklärte die BKW-Gruppe zudem.
Er würde von rund 20 in- und ausländischen Banken unter der Federführung von UBS Switzerland AG gewährt.
BKW braucht das Geld, um die Handelsaktivitäten auszubauen, was zu zusätzlichem Absicherungsvolumen an den Strombörsen und damit verbunden zu höheren Liquiditätsanforderungen aus Sicherheitsleistungen führe.
Wenn Axpo sagt, die Märkte hätten sich normalisiert, so kann BKW mit dem gleichen Liquiditätsreserven wieder deutlich höhere Positionen eingehen, als dies bisher in der Strategie der Fall war.
Déjà-vu möglich
Geht das Ganze dann aber, wie unlängst etwa bei Axpo mit der Steuerung von falschen Kennzahlen und Anreizen, vollkommen schief, steht die Schweizer Strombranche sicher wieder beim Schweizer Staat.
Angesichts geopolitischer Risiken ist dies durchaus nicht auszuschliessen.
Dann betteln Axpo, BKW & Co. eben wieder um einen Schutzschirm, weil die eigenen Liquiditätspuffer nicht ausreichen.
27.11.2025/kut.





