Julius Bär streicht weitere 150 Millionen in den Wind

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Julius Bär gibt einen neuen Abschreiber bekannt. (Bild: muula.ch)

Das Geldhaus Julius Bär ist in eine tiefe Krise geraten. Das neue Management um CEO Stefan Bollinger gelobt nun aber das Ende des Dramas.

Beim Zürcher Bankhaus Julius Bär blieb in den vergangenen Monaten kein Stein auf dem anderen.

Der seit Jahresanfang amtierende CEO Stefan Bollinger, ein Goldman-Sachs-Mann-, räumt viele Leichen aus dem Keller und muss hunderte Millionen abschreiben.

Schwierige Bedingungen

Am heutigen Montag gab Julius Bär wieder eine Wertberichtigung auf Kredite bekannt.

Im November seien 149 Millionen Franken in der Finanzrechnung abgeschrieben worden, teilte das Zürcher Geldhaus mit. Nach Steuern betrage die Belastung rund 121 Millionen Franken, hiess es weiter

Der neuerliche Abschreiber sei unter Berücksichtigung zukunftsgerichteter Risiken und möglichen schwierigeren Refinanzierungsbedingungen für Kunden angemessen und angebracht, erklärte Julius Bär, nachdem bereits mehrfach Wertberichtigungen von 600 und 130 Millionen Franken vorgenommen werden mussten.

Durchforsten des Altbestandes

Hintergrund dieser ganzen Verluste ist die Konzentration auf das Kerngeschäft Wealth Management, zu dem auch die klassische Lombard-Kreditvergabe und das klassische Hypothekargeschäft für Wohnimmobilien gehören.

Im Einklang mit dieser strategischen Ausrichtung überarbeitete die Gruppe ihre Leitlinien zur Risikobereitschaft und dies floss in die letzte Phase der Kreditüberprüfung ein.

Diese Überprüfung sei nun abgeschlossen.

700 Millionen zur Disposition

Zum einen habe die Überprüfung bestätigt, dass das Lombard-Kreditportfolio und das klassische Hypothekarportfolio für Wohnimmobilien widerstandsfähig und gut besichert seien, erklärte Julius Bär.

Zum anderen fasste das Kreditinstitut nach der Gegenüberstellung mit der neuen Strategie sowie den neuen Leitlinien zur Risikobereitschaft den Entscheid, eine Untergruppe von Positionen im Kreditbuch abzubauen.

Dieses Portfolio beträgt 700 Millionen Franken und befindet sich hauptsächlich im Bereich der renditegenerierenden Wohn- und Gewerbeimmobilien, wo es nun wiederum «klopfte».

Personalwechsel vorgenommen

Die Mega-Abschreiber gehen noch auf das Konto des ehemaligen Verwaltungsratspräsidenten Romeo Lacher, der sowohl die 600 Millionen Franken an Wertverlust mit dem österreichischen Immobilienguru René Benko als auch die anderen Probleme zu verantworten hat.

Der neue CEO Bollinger macht mit den Aufräumaktionen klar, dass er sich da nichts in die Schuhe schieben lassen will.

Nun bestätigte Julius Bär allerdings, dass das Ende der Fahnenstange erreicht sei. «Der Abschluss der Überprüfung ist die letzte Phase in der Aufarbeitung von Altlasten im Kreditbereich», erklärte das Zürcher Geldhaus.

Sowohl im Risiko- als auch im Compliance-Bereich tauschte die Bank das Management aus.

Chance auf Besserung

Ab jetzt geht also alles auf die Rechnung von Bollinger. Wird es bei den wertberichtigten Portfolios besser als gedacht, profitiert der neue CEO von Julius Bär sogar.

Doch an der Börse nahmen die Investoren erst einmal Reissaus. Die Julius-Bär-Titel gaben gleich zum Handelsbeginn um über 4 Prozent nach.

24.11.2025/kut./Börsenreaktion ergänzt

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