Zürich büsst an Wettbewerbskraft ein

Ein Blick auf Zürich
In Zürich geht die Wettbewerbsstärke zurück. (Bild: H. Ferreira / unsplash)

Der Standortwettbewerb zwischen den Kantonen verschärft sich. Die grössten Gewinner sind kleine, agile Kantone, und Kolosse wie Zürich verlieren dabei.

Die Kantone buhlen um steuerstarke Privatpersonen und Unternehmen, die attraktive Arbeitsplätze bieten.

Dabei hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten der Wettbewerb verschärft, wie die Zürcher Kantonalbank ZKB in einer neuen Analyse auf Basis der Daten des nationalen Finanzausgleichs (NFA) herausfand.

Drei Indikatoren

Die Kluft zwischen finanzstarken und finanzschwächeren Kantonen habe sich weiter geöffnet, hiess es darin.

Deutlich werde dies am sogenannten Ressourcenpotenzial, einem Indikator für die wirtschaftliche Stärke eines Kantons. Zusammengesetzt ist dieser aus den Faktoren steuerbares Einkommen, Vermögen sowie Unternehmensgewinne.

Neuenburg als Schlusslicht

Innerhalb von 20 Jahren (2003 bis 2022) sei das Durchschnittseinkommen pro Einwohner in der Schweiz um 9000 Franken beziehungsweise 32 Prozent auf 37.500 Franken gestiegen.

Der Kanton Zürich rangierte dabei aber mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum von 22 Prozent auf 44.100 Franken an elfter Stelle, errechnete die ZKB.

Einkommen und Vermögen der Kantone
Einkommen und Vermögen unterscheiden sich stark. (Screenshot: muula.ch)

Spitzenreiter war der Kanton Zug mit einer Wachstumsrate von 59 Prozent auf 70.600 Franken, während vor allem in den Westschweizer Kantonen Jura, Waadt, Wallis und Neuenburg die Pro-Kopf-Einkommen nur geringfügig gestiegen seien.

Beim Schlusslicht Neuenburg nahm das Pro-Kopf-Einkommen gerade einmal um 8 Prozent auf 30.600 Franken zu.

Habenichtse nach Zürich

Das durchschnittliche Pro-Kopf-Vermögen hat sich innerhalb von 20 Jahren in der Schweiz um 87 Prozent auf 270.700 Franken erhöht.

Im Kanton Zürich nahm es mit nur 54 Prozent auf 317.400 Franken aber ebenfalls unterdurchschnittlich zu.

Zürich habe in den vergangenen zwei Jahrzehnten sechs Plätze eingebüsst und verfüge aktuell über nur rund ein Drittel des Pro-Kopf-Vermögens Nidwaldens, erklärte die Zürcher Staatsbank weiter.

Das rot-grüne Zürich scheint weniger an Millionären interessiert zu sein.

Nidwalden nahm mit 982.000 Franken pro Kopf, also dreimal mehr als Zürich, den ersten Platz für das Jahr 2022 ein.

Der Kanton Freiburg bildete mit 111.900 Franken das Schlusslicht der Rangliste.

Negatives Gewinnwachstum

Die steuerbaren Unternehmensgewinne pro Kopf stiegen in der Gesamtschweiz innerhalb von 20 Jahren um 11 Prozent auf 5700 Franken.

Auffallend sei aber, dass das Gewinnwachstum pro Kopf zwischen 2003 und 2022 in 13 Kantonen negativ ausfiel.

Steuerbare Unternehmensgewinne je Kanton
Die Unternehmensgewinne je Kanton (Screenshot: muula.ch)

Auch im Kanton Zürich resultierte ein Gewinnverlust pro Kopf von 29 Prozent auf 5100.

Das höchste Gewinnwachstum hatte der Kanton Obwalden mit 183 Prozent auf 3800 Franken, der im Jahr 2003 noch das Schlusslicht bildete.

Im Jahr 2022 lag der Kanton Neuenburg dagegen mit einem Gewinnverlust pro Kopf von 42 Prozent auf 4600 Franken auf dem letzten Rang.

Schwyz und Nidwalden ziehen vorbei

Es zeigt sich somit, dass Zürich zwischen 2003 und 2022 an Wettbewerbsstärke eingebüsst hat.

Der Kanton hatte vor zwanzig Jahren hinter Zug, Genf und Basel-Stadt das vierthöchste Ressourcenpotenzial ausgewiesen.

Seitdem haben Schwyz und Nidwalden den Kanton Zürich überflügelt.

Der heutige sechste Platz sei immer noch ansehnlich, klopfte die ZKB allerdings quasi sich selbst auf die Schultern.

Wettbewerb funktioniert

Die grössten Gewinner der vergangenen beiden Jahrzehnte seien kleine, agile Kantone.

Nidwalden, Schwyz, Zug und Obwalden steigerten ihre Attraktivität für Unternehmen und wohlhabende Privatpersonen markant – nicht zuletzt dank tiefer Steuern und unternehmerfreundlicher Rahmenbedingungen.

Somit wissen die schwachen Kantone, woran sie arbeiten müssen, denn der Standortwettbewerb funktioniert.

10.11.2025/kut.

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