
Die USA drohen Pharmakonzernen mit gigantischen Strafzöllen, falls sie ihre Preise nicht senken. Nun wird die clevere Marschrichtung von Trump klar.
Wollen Unternehmenschefs lieber 250 Prozent an Importzöllen auf ihre Medikamente beim Import in den grössten Pharmamarkt der Welt zahlen, oder gibt es eine andere Lösung?
Vor diese Wahl stellt US-Präsident Donald Trump weltweit die Pharmagiganten um Chugai, Roche, Novartis & Co.
Zahn um Zahn
Logischerweise haben sich die Amerikaner dabei eine clevere Strategie überlegt.
Sie wollen nicht mit den Regierungen um den Wegfall beziehungsweise die Reduktion der US-Strafzölle im Pharmabereich feilschen, sondern knöpfen sich jeden Arzneihersteller einzeln vor.
So erreichen sie deutlich mehr, wie die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich unlängst bei Lösungsvorschlägen im US-Handelsstreit vorrechnete.
Schonfrist für drei Jahre
Aus spieltheoretischer Sicht sei es besser, die Pharmabranche über Einzeldeals unter Druck zu setzen, hiess es weiter.
Hinter den Kulissen gibt es bereits Vereinbarungen mit den US-Pharmariesen Pfizer und Merck sowie dem britisch-schwedischen Konzern AstraZeneca.
Diese Konzerne werden bei Erfüllung bestimmter Vorgaben die nächsten drei Jahre von möglichen Sektorzöllen befreit.
Das Thema steht dann pünktlich vor den US-Wahlen wieder an.
Nur Staat tangiert
Die Hersteller verpflichteten sich, im Rahmen des staatlichen Medicaid-Programms für Personen mit geringem Einkommen keine höheren Preise als im Ausland mehr zu verlangen, schrieb die Raiffeisen-Gruppe in einer Wirtschaftsanalyse am heutigen Montag zu den Pharma-Deals.
Im Gegensatz zum viel grösseren privaten Versicherungsmarkt, der nicht vom Deal betroffen sei, seien die Verkaufspreise für die staatlichen Programme allerdings bereits oft wesentlich tiefer, hiess es weiter.
Investitionen garantieren
Zudem sollen Nichtversicherte künftig Medikamente direkt online von den Herstellern beziehen können, womit die gängigen hohen Aufschläge von Zwischenhändlern umgangen werden sollen.
Dies tut den Pharmariesen und der US-Regierung quasi nicht weh.
Die Pharmaunternehmen mussten allerdings ihre US-Investitions- und Produktionspläne bekräftigen.
Branchenexperten gehen laut Raiffeisen von moderaten finanziellen Auswirkungen für die Pharmaunternehmen aus, bei gleichzeitig nur moderaten Einsparungen für das US- Gesundheitssystem.
Börse jubelt
Nach diesem Vorbild sollte es auch für die grossen Schweizer Pharmaunternehmen um Roche, Novartis & Co. möglich sein, ein schonendes Ergebnis für sich zu erzielen.
Dies erwarten zumindest die Investoren, denn die Aktienkurse der Schweizer Pharmariesen erholten sich kräftig nach dem Pfizer-Deal, was zeigt, dass die Börsen von einem ähnlichen Resultat ausgehen.
Und dutzende von Milliarden an Investitionen hat die Schweizer Pharmaindustrie den USA ohnehin schon zugesichert.
20.10.2025/kut.