
Die Landesregierung hat neue Vorschriften für Eigenmittel von Grossbanken in die Vernehmlassung gegeben. Darüber braut sich nunmehr Wut zusammen.
Es ist nur ein Satz, wenn auch lang, welcher derzeit die Gemüter der Finanzbranche erregt.
«Systemrelevante Banken müssen insbesondere über Eigenmittel verfügen, die namentlich Beteiligungen an im Finanzbereich tätigen Unternehmen mit Sitz im Ausland, die derselben Finanzgruppe angehören, vollständig decken; diese Beteiligungen müssen auf Einzelbasis vom harten Kernkapital abgezogen werden.»
Langsames Erhöhen
So lautet die Änderung des Bankengesetzes und der Eigenmittelverordnung, welche der Bundesrat am heutigen Freitag in die Vernehmlassung gab.
Mit den Anpassungen müssen systemrelevante Banken in der Schweiz künftig ihre Beteiligungen an ausländischen Tochtergesellschaften vollständig mit Eigenkapital unterlegen.
Die Eigenmittelanforderung solle über eine Frist von sieben Jahren kontinuierlich steigen, erklärte der Bundesrat zu der Regelung, die quasi nur die Grossbank UBS nach der Notfusion mit der Krisenbank Credit Suisse trifft.
Die Unterlegung mit hartem Eigenkapital soll bei Inkrafttreten 65 Prozent betragen und sich anschliessend pro Jahr um 5 Prozentpunkte auf den Zielwert von 100 Prozent erhöhen.
Auslandstöchter als Problem
Bundesrat, die Schweizerische Nationalbank SNB und Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma seien sich einig, dass die vorgeschlagene Massnahme sinnvoll, notwendig und zielgerichtet sowie für die UBS tragbar sei.
Die Landesregierung untermauerte die neuen Anforderungen mit allerlei Gutachten und Berichten, welche die Finanzstabilität erhöhen sollen, inklusive der Lehren aus der Parlamentarischen Untersuchungskommission PUK.
Hintergrund der Bedeckung der Auslandtöchter ist, dass die Probleme der CS in den USA mit einem Abschreiber von 9 Milliarden Dollar begannen, wie Recherchen von muula.ch zutage befördert hatten.
Das Schweizer Mutterhaus konnte diese Problemeinheit in Amerika aber nicht aus der Gruppe herauslösen und zum Beispiel verkaufen, weil dann die Eigenmittelanforderungen in der Schweiz nicht mehr erfüllt worden wären.
Keine eigentliche Erhöhung
Künftig sollen Auslandstöchter daher vollständig mit Eigenkapital bedeckt werden, damit im Notfall genügend Handlungsspielraum im Stammhaus bleibt.
Das Eidgenössische Finanzdepartement EFD rechnete mit einem Kapitalbedarf von rund 23 Milliarden Franken für die UBS.
Dass dies der Grossbank unter der Führung von Starbanker Sergio Ermotti, der Schweizerischen Bankiervereinigung SBVg und quasi dem ganzen Finanzplatz Schweiz nicht gefällt, ist klar.
Regelrechte Wut ist dabei spürbar, weil die Schweiz erst die UBS quasi zwang, die CS zu übernehmen und nun Knebelbedingungen im Nachhinein formuliert.
Doch dabei ist zu beachten, dass es hierbei nicht um eine Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen im engeren Sinne geht.
Die UBS hat einen Leverage-Ratio von nicht einmal 5 Prozent und nach dem Untergang der CS waren Rufe nach 15 bis 20 Prozent an diesen harten Eigenkapitalquoten laut geworden.
Bewegung beim Thema
Dies hatten die Geldhäuser bereits erfolgreich weglobbyiert.
Egal, was der Bundesrat vorgeschlagen hätte, der Sturm der Entrüstung von den Vertretern der Finanzindustrie wäre der Landesregierung in jedem Fall sicher gewesen.
Deshalb startete wohl auch der Bundesrat nunmehr die Vernehmlassung, damit Bewegung in das Thema kommt. Sinnvoller wäre zwar ein Kompromiss mit der UBS im Vorfeld gewesen.
Doch das schien aussichtslos.
Nur hartes Eigenkapital zählt
Das Hauptargument der Grossbank UBS gegen die neuen Anforderungen ist der internationale Vergleich. Es schleckt dabei auch keine Geiss weg, dass die neuen Eigenmittelanforderungen tatsächlich höher sind als beispielsweise in den USA.
Das Geldhaus hatte zu den Semesterresultaten eine Zusammenstellung der Vergleichssituation präsentiert.
Der Bundesrat argumentiert dabei allerdings nicht unclever mit der kleinen Schweiz als Haftungsmöglichkeit.
Doch klar wird beispielsweise auch durch Analysen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIS in Basel, dass Geldhäuser mit 5 Prozent an hartem Eigenkapital bisher jede Grossbankenkrise überstanden hätten.
Als die UBS im Jahr 2008/09 in Schieflage geriet, hatte sie nur einen Leverage-Ratio von 1,6 Prozent.
Unsicherheit bleibt
Die Frage ist nun, wie viel die Schweizer Politik bereit sein wird, von ihrer 100-Prozent-Bedeckungsforderung wieder abzurücken, um die UBS nicht aus der Schweiz zu vergraulen.
Am Ende findet das Land dabei sicher einen Kompromiss, damit das Volk gut schlafen kann. Es ist eine Beruhigungspille.
Dies war auch nach der Rettung der UBS die neu eigeführte Too-Big-Too-Fail-Regulierung.
Doch all dies wird die nächste Bankenkrise auch nicht verhindern, weil es bei der CS auch völlig anders kam.
26.09.2025/kut.
Haha, die Schweiz trifft die UBS mit Eigenkapitalforderungen, während die Banker den Bundesrat beschimpfen wie einen Knecht. Keine echte Erhöhung, ja ja, wer glaubt das? Die UBS ist ja schon fast bankrott mit 5% Leverage – ein Weltrekord. Gut, dass der Bundesrat Vernehmlassungen startet, damit Bewegung in das Thema kommt. Ich finds lustig, wie die SNB und Finma tragbar finden, während die UBS schon Wut schürt. Am Ende findet man sicher einen Kompromiss, damit das Volk schläft – also, bis die nächste Krise kommt. Das ist doch genau wie bei uns: erst mal protestieren, dann kompromissieren, wenn man keine Wahl mehr hat. Spass beiseite, das ist doch ein klassisches Schweizer Manöver!