Begehrter Franken bringt Schweiz 33 Milliarden pro Jahr

Eine 2-Franken-Münze und eine Schweizerflagge
Die Schweiz spart sich über niedrige Zinsen viele Milliarden. (Bild: pixabay)

Der Status des Schweizerfrankens als «Sicherer Hafen» liefert der Schweiz bares Geld. Dadurch bleibt aber für die Nationalbank nur eine Handlungsoption.

Die gute Nachricht lautet, der Schweizerfranken dürfte als Zufluchtswährung weiter attraktiv bleiben.

In Phasen weltweiter Unsicherheiten und geopolitischer Spannungen suchen Menschen stabile Kapitalanlagen, und dazu gehört nun einmal die Landeswährung der Schweiz.

Schon 10 Prozent aufgewertet

Doch in Phasen erhöhter Risikoaversion führen globale Währungspräferenzen eben auch zu entsprechenden Nebenwirkungen, die sich nun noch deutlicher beim Schweizerfranken manifestieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft zusätzlich zu den US-Strafzöllen untergraben.

Seit Jahresanfang wertete der Schweizerfranken gegenüber dem Dollar schliesslich bereits um 10 Prozent auf.

Der «Sichere-Hafen»-Status des Frankens sorgt für tiefe Zinsen und spart Haushalten sowie Unternehmen laut Berechnungen der Grossbank UBS rund 28 Milliarden Franken pro Jahr, wie das Geldhaus diese Woche im Wirtschaftsausblick vorrechnete.

Realer Wechselkurs des Schweizerfrankens
Krisen führen zu einem stärkeren Franken. (Bild: PD)

Die öffentliche Hand spart obendrein etwa 5 Milliarden CHF pro Jahr an Zinszahlungen ein, hiess es weiter.

Das macht zusammen 33 Milliarden Franken an jährlichen Vorteilen.

Investoren sind bereit, eine Prämie für sichere, liquide Vermögenswerte zu zahlen, senke die Attraktivität des Schweizerfrankens als Zufluchtswährung die Zinssätze in der Schweiz um geschätzte 2 Prozentpunkte.

Viele positive Effekte

Ein starker Schweizerfranken kommt den Konsumenten des Landes dadurch zugute, dass importierte Waren und Dienstleistungen erschwinglicher werden.

Seit 2009 hätten diese Einsparungen durchschnittlich etwa 0,3 Prozent des privaten Konsums pro Quartal oder 1,2 Milliarden Franken ausgemacht, erklärten die UBS-Ökonomen.

Ein starker Franken verbilligt die Importe und senkt eben auch die Konsumentenpreise. Mit tiefer Inflation braucht es auch nicht so hohe Lohnerhöhungen, was wiederum die Staatskasse sowie die Ausgaben der Firmen schont.

Und selbst die gewählte Definition von Inflation trägt in der Schweiz ihr Scherflein dazu bei, dass eine niedrige Teuerung ausgewiesen wird, wie muula.ch unlängst aufdeckte.

Importierte Vorleistungen billiger

Was für die Verbraucher gilt, kommt selbstverständlich auch den Unternehmen entgegen.

Ein stärkerer Schweizerfranken senkt die Kosten für importierte Vorleistungen, da Schweizer Exporteure etwa 30 Prozent ihrer Inputs importieren.

Schweizer Firmen zahlen laut der UBS 20 bis 40 Prozent weniger für ihre importierten Vorleistungen als ihre deutschen Konkurrenten im Vergleich zu 2009, mit Ausnahme von Uhren und Präzisionsinstrumenten.

Vorteile Schweizer gegenüber deutschen Firmen im Einkauf

Die Wettbewerbsfähigkeit ergibt sich also nur schon aus solchen Effekten. Es schlägt allerdings nicht vollständig durch.

Importierte Vorleistungen machen je nach Sektor bloss 20 bis 35 Prozent des Exportwerts aus, sodass diese Einsparungen den negativen Einfluss der Frankenaufwertung auf die Margen der Exporteure nur teilweise ausgleichen.

Zusätzlicher Handlungsdruck

Die Gemengelage führt allerdings dazu, dass für die Geldpolitik kaum Spielraum für weitere Zinssenkungen bleibt und Sparer niedrige Renditen hinnehmen müssen.

Die Schweizerische Nationalbank SNB steht damit vor einem geldpolitischen Dilemma: Die Zinsen sind rund 2 Prozentpunkte tiefer als ohne den «Sicheren-Hafen»-Effekt.

Sollte das globale Vertrauen in den Dollar weiter schwinden, könnte der Franken noch stärker aufwerten, was zusätzlichen Handlungsdruck auf die SNB ausüben würde, so die UBS.

Schweizer Markt zu klein

Doch die begrenzte Verfügbarkeit von hochliquiden und sicheren Vermögenswerten in Schweizerfranken führt zu einem erheblichen Aufwertungsdruck auf die Währung.

Dies sei ähnlich den Aufwertungsdynamiken, die seit 2022 auf dem Goldmarkt zu beobachten sind, hiess es weiter.

Anlagevolumina weltweit

Der SNB bleibt damit nur noch die Möglichkeit, am Devisenmarkt zu intervenieren und den Schweizerfranken dort zu schwächen. Dafür muss die SNB allerdings Gelddrucken und Dollar-Assets kaufen.

Dies gilt als Währungsmanipulation und die Dollar-Einkäufe könnten langfristig immer weniger Wert aufweisen, womit die SNB sehenden Auges in Verlustgeschäfte hineinläuft.

12.09.2025/kut.

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