Führungsmängel bei Baselbieter Kantonalbank

Logo der Basellandschaftlichen Kantonalbank am Hauptsitz in Liestal
Immer mehr Defizite der Staatsbank BLKB kommen zum Vorschein. (Bild: PD)

Die Basellandschaftliche Kantonalbank BLKB musste 106 Millionen Franken in den Wind streichen. Viele Missstände in der Staatsbank kommen ans Licht.

Bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank BLKB kommt die Wahrheit über die Wertberichtigung von rund 106 Millionen Franken auf die Beteiligung an der Radicant Holding nur stückchenweise zum Vorschein.

Fehlende Gewaltenteilung

Doch schon eine recht oberflächliche Begutachtung der Situation von einer externen Stelle bringt zahlreiche Schwächen in der Führung der Staatsbank ans Licht

Mitglieder des Bankrats seien wesentlich stärker in die Transaktion eingebunden gewesen, als dies im Rahmen einer reinen Aufsichtsfunktion zielführend gewesen wäre.

So lautete beispielsweise ein Kritikpunkt in den Auszügen, welche die BLKB am heutigen Donnerstag der Öffentlichkeit zugänglich machte.

Die Digitalbank Radicant und das auf Treuhand-Dienstleistungen spezialisierte Fintech Numarics vollzogen einen Zusammenschluss, welcher sich als problematisch herausstellte. Hinzu kamen operative Schwierigkeiten bei der Beteiligung.

Neue Kennzahlen ignoriert

Bei der Financial Due Diligence seien zudem teilweise Schwachstellen aufgetreten, fand der externe Gutachter der Firma gw&p ag financial services advisory (gwp).

Noch vor Closing seien beim Zielunternehmen neue Sachverhalte sichtbar geworden, hiess es.

Dazu hätten nicht ausgebuchte Debitorenpositionen (Carve-out Legacy), nicht bediente oder nicht berücksichtigte Verbindlichkeiten, das Fehlen erforderlicher Abschreibungen, ein laufender, kostenintensiver Vertrag mit einem Drittdienstleister sowie zusätzliche Kostenfolgen durch schwebende Rechtsstreitigkeiten gezählt.

Fehlende Sensitivitätsanalysen

Im Bereich der Commercial Due Diligence zeigte sich darüber hinaus, dass zentrale Bewertungsannahmen – insbesondere hinsichtlich der Kundenmigration bzw. -Akquise im physischen Treuhandgeschäft – nicht ausreichend hinterfragt oder durch vertiefende Analysen abgesichert wurden.

In der Folge fehlte eine belastbare Grundlage, um die Tragfähigkeit des Business Case in allen wesentlichen Punkten zu validieren.

Schweigen im Walde

Bei der BLKB wusste man intern schon von den ganzen Problemen.

Doch das alte Bankmanagement entschied sich, extern nicht zu kommunizieren, und dies mit einer noch nicht abgeschlossenen strategischen Neuausrichtung zu begründen.

Bereits Ende 2024 lagen jedoch erste Hinweise auf eine negative Entwicklung des Business Cases vor, die sich in den darauffolgenden Wochen zunehmend verdichteten, hiess es im Gutachten.

Erkennbar seien eine angespannte Liquiditätssituation, eine zu geringe Kundenbasis, ausbleibende Erträge sowie das Risiko erheblicher Abschreibungen gewesen, so gwp.

Der Aufschub führte dazu, dass die kritischen wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei Radicant erst mit Publikation am 3. Juli 2025 öffentlich bekannt wurden.

Geheimniskrämerei geht weiter

Zwar liegen der BLKB nun auch konkrete Verbesserungsvorschläge vor, die solche Mängel beseitigen sollen. Das Interimsmanagement wollte bei der Analyse aber nicht von Schuldzuweisungen sprechen.

Doch die Staatsbank präsentierte der Öffentlichkeit ohnehin nur Auszüge aus dem Gutachten, was ein ungutes Gefühl aufkommen lässt, dass bei den beschriebenen Schwachstellen noch nicht alles ans Tageslicht gekommen ist.

Wer die Einschränkungen der Arbeit der externen Gutachter liest, dürfte wohl Anhaltspunkte haben, wo noch tiefer zu bohren ist.

11.09.2025/kut.

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