
Anleger sind derzeit gefordert. Melanie Rama vom Baloise Asset Management ordnet die Lage der Finanzmärkte um Tiefzins, Dollarschwäche und Trump ein.
In der Schweiz sind die Zinsen erneut sehr tief. Auf Sparkonten sind kaum noch Zinsen zu verdienen. Wie kam es dazu?
Die Schweizerische Nationalbank hat die Zinsen seit Anfang 2024 schrittweise gesenkt. Am 19. Juni 2025 erreichte der Leitzins schliesslich die Nullprozentmarke. Hauptgrund dafür ist die weiter gesunkene Inflation.
Nachdem die Inflation im Jahr 2022 unter anderem aufgrund der Folgen der Coronavirus-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine stark gestiegen war, ist sie inzwischen wieder sehr niedrig beziehungsweise teils sogar negativ.
Dies liegt daran, dass sich Lieferengpässe gelöst haben, die Energiepreise deutlich gefallen sind und der Schweizerfranken jüngst wieder aufgewertet hat.
Was sind interessante Anlageopportunitäten für Schweizer Investoren?
Im Tiefzinsumfeld sind dividendenstarke Aktien oder Immobilien zum Beispiel attraktiv. Auch Sachwerte wie Gold können eine sinnvolle Beimischung im Portfolio sein, insbesondere in dem aktuell politisch unsicheren Umfeld.
Die passende Anlagestrategie hängt jedoch vom Anlagehorizont und der Risikobereitschaft der Anleger ab. Das Vorgehen ist daher stets individuell.
Schweizer Immobilienfonds hatten in den vergangenen zwölf Monaten einen guten Lauf. Wie schätzen Sie das weitere Potenzial ein?
Aufgrund der fallenden Zinsen suchten Anleger zunehmend nach Alternativen bei Obligationen. Davon haben Anlagen im Immobilienbereich profitiert.
Nach der überdurchschnittlich starken Performance von Immobilien in den vergangenen zwölf Monaten mit +18 Prozent schätzen wir das weitere Potenzial nun allerdings geringer ein.
Im Schnitt bieten Immobilienfonds aber eine Ausschüttungsrendite von über 2 Prozent. Das ist im aktuellen Umfeld also sehr attraktiv.
Die Börsen stehen nach wie vor stark unter dem Einfluss des US-Präsidenten Donald Trump. Geht dies im laufenden Jahr so weiter?
Ja, die Politik von Donald Trump bleibt eine treibende Kraft. Anleger reagieren jedoch zögerlicher auf seine Ankündigungen.

Angesichts Trumps wechselhafter Zollpolitik sprechen Analysten von TACO, was für «Trump Always Chickens Out» steht, also «Trump macht immer einen Rückzieher».
Somit ignorieren Anleger die Ankündigungen des US-Präsidenten zunehmend und warten auf Fakten.
Der Dollar wertete dieses Jahr zum Schweizerfranken schon rund 12 Prozent ab. Was sind die Gründe und wie können sich Anleger davor schützen?
Ein zentraler Treiber der Dollarschwäche ist die Politik von Trump.
Seine Handels- und Einwanderungspraktiken belasten die Wirtschaftsaussichten und damit auch den Dollar.
Durch Trumps Drohungen, den Chef der US-Zentralbank Jerome Powell zu entlassen und die Geldpolitik zu beeinflussen, hat sich das Vertrauen in den Dollar zusätzlich verschlechtert.
Die Unabhängigkeit der US-Notenbank ist von zentraler Bedeutung für die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik und die internationale Finanzstabilität.
Wer global investiert, also in verschiedene Währungsräume, kann das Währungsrisiko verteilen. Auch Produkte mit eingebauter Währungsabsicherung könnten sinnvoll sein.
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Das Interview ist eine Kooperation von muula.ch mit Baloise.