Schweizer erfüllen sich Traum von eigener Insel

Eine Insel im Meer
Privatinseln sind die neuen Rückzugsorte der Welt. (Bild: ittemaldiviano / unsplash)

Viele Menschen kaufen sich eine Privatinsel. Doch es sind nicht nur Superreiche, denn eine Insel kostet oft weniger als eine Wohnung in Zürich oder Genf.

Ein Penthouse in Manhattan, eine Villa an der Côte d’Azur oder ein Chalet in den Schweizer Bergen – lange galten solche Immobilien als Statussymbole der Ultrareichen.

Breitere Käuferschicht

Doch in den vergangenen Jahren zeichnet sich ein neuer Trend ab: die Privatinsel als ultimative Form des Rückzugs und Ausdruck von Exklusivität.

Was früher Monarchen, Filmstars und Tech-Milliardären vorbehalten war, rückt nun aber auch für eine breitere Schicht an Menschen in greifbare Nähe.

«Für 100.000 Euro bekommen Sie schon etwas Nettes», sagte Farhad Vladi, ein auf Inseln spezialisierter Immobilienberater, in der Wochenendausgabe des deutschen «Handelsblatts».

Kleines Wohnhaus auf Fussballfeld

Falls die Insel auch bebaut sein soll, die Käufer also sofort einziehen könnten, gingen die Preise so ab 400.000 Euro los, erklärte der 80-Jährige, der seit über 50 Jahren Inseln makelt und mit Vladi Private Islands eine spezialisierte Firma mit über 40 Angestellten weltweit sowie ein Archiv mit rund 12.000 Inseln zusammengetragen hat. 

Die Preise würden vor allem durch die Lage bestimmt. Eine mehrere Hektar grosse Insel mit Villa, Pool und Bootsanleger könne Millionen kosten.

«Aber es gibt auch in Schweden oder Kanada zuhauf Inseln, die etwa ein Fussballfeld gross sind, mit einem kleinen Wohnhaus und einem einfachen Anlegeplatz für Boote, die nicht mehr als eine halbe Million Euro kosten», erklärte der Immobilienmakler.

Das sind also Preise weit unter Stockwerkeigentum in Zürich, Genf oder Luzern.

Bootsanlegestelle wichtig

Weltweit seien 80 Prozent der Inseln zwar in Staatsbesitz, die ganz selten privatisiert würden.

Von den 20 Prozent, die überhaupt infrage kämen und meist über ein Ansitzrecht in Privathand übergegangen sind, müsse es etwas Mutterboden und ein Baurecht geben, sagte der Hamburger Immobilienexperte weiter.

«Ein Felsbrocken im Meer bringt niemandem etwas», hob Vladi hervor. Man müsse auch mit einem Boot anlegen können.

Naturliebhaber ohne Nachbarn

Die Hälfte seiner Käuferschaft komme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Der Rest käme aus anderen europäischen Staaten, den USA und vereinzelt auch aus Japan oder China.

«Die meisten Menschen, die sich für eine Insel interessieren, sind natur- und freiheitsliebend und Individualisten», machte der Immobilienmakler klar.

Sie schätzten den Vorteil, dass man auf einer Insel keine Nachbarn hat. Er handelt aber nur in Ländern, in denen Ausländer ein uneingeschränktes Eigentumsrecht bekämen.

10 Prozent an Wertsteigerung pro Jahr

Seitdem man via Satellit stabiles Internet auf einer Insel haben kann, sei die Popularität gestiegen, denn viele Eigentümer verbringen nun auch einen Teil ihres Alltags auf ihrer Privatinsel.

Nach Corona sei die Nachfrage für eigene Inseln gestiegen, hiess es.

Selbst als Investment käme eine eigene Insel infrage.

«Die durchschnittliche Wertsteigerung liegt bei etwa zehn Prozent pro Jahr», hiess es diesbezüglich.

Noch höher sei sie auf Long Island, vor Venedig oder an anderen beliebten Orten, wo es nur wenige Inseln gibt. Auch als Vermietungsobjekte seien Inseln interessant.

«Viele Menschen, die über uns gemietet haben, sehe ich als Käufer wieder», sagte einer der sehr wenigen Immobilienspezialisten der Welt für solche besonderen Objekte.

Lage, Lage, Lage auch bei Inseljuwelen

Wer an Inseln interessiert ist, müsse allerdings darauf achten, dass eine Privatinsel leicht zu erreichen ist.

Die meisten Inseln lägen daher höchstens 5 Kilometer vom Festland entfernt.

Falls eine Insel deutlich weiter draussen liege, werde die Anreise und die Versorgung teuer, denn man bräuchte ein Flugzeug oder einen Helikopter beziehungsweise verbringe viel Zeit auf einem Boot, betonte Vladi, der 1971 seine erste Insel auf den Seychellen durch Zufall verkaufte und mittlerweile über 3000 Inseln weltweit verkauft hat.

Spezielle Lebensereignisse

Auf den Markt kämen Inseln aber meistens nur wegen der «drei D» oder falls ein Besitzer einen Tapetenwechsel, etwa von der Bretagne in die Karibik, bräuchte.

Mit den «drei D» sprach Vladi «Death», also den Tod des Besitzers, «Divorce», also die Scheidung, und «Debts», also Schulden, an.

Am häufigsten sei aber das erste «D» und meist können sich die Erben nicht einigen, was mit der Privatinsel passieren solle, und verkauften sie, so der 80-jährige Insel-Makler.

20.07.2025/kut.

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