Stumpfsinniger Abgesang auf den Dollar

Dollar-Noten
Der Dollar dominiert das Geschehen in der Welt. (Bild: V. Solomianyi / unsplash)

Der Dollar ist und bleibt – entgegen vielen Meinungen – die Leitwährung der Welt. Schwächephasen verdeutlichen Ausgleichsmechanismen für Investoren.

Das Todesgeläut auf die Währung der Vereinigten Staaten von Amerika wird derzeit laut.

Doch das ist alles Wunschvorstellung, wie Blicke in Statistiken und die Geschichte des Dollars verraten.

Grosse Abstände

Die Leitwährung der Welt kommt auf einen Anteil von rund 60 Prozent der globalen Devisenreserven.

Der Euro als nächste Hauptwährung des Erdballs bringt schon bloss noch 20 Prozent auf die Waage. Doch die uneinheitliche Wirtschaftspolitik der Europäer lässt ein weiteres Aufstreben unwahrscheinlich erscheinen.

Die japanische Währung Yen und das britische Pfund laufen nach dem Euro aber schon unter ferner liefen als Reservedevisen.

Ein ernsthafter (Wieder-)Aufschwung oder generelle Kräfteverschiebungen sind fraglich.

Propaganda der Gegner Amerikas

Chinesischer Renminbi, russische Rubel oder brasilianische Real reichen nicht auch nur ansatzweise an die Weltwährung Dollar heran.

Seriöse Kapitalanleger gewichten zudem Staatseingriffe dieser Länder beim Geld als sehr hoch, was für Sparer ein rotes Tuch darstellt.

Aller Abgesang auf die flexible US-Währung sind daher Wunschvorstellungen von Gegnern der Amerikaner und dessen aktuellem Präsidenten Donald Trump.

Zwei Phasen auf Portfolios

Dollar-Ängste sind viel Lärm um nichts.

Dies belegen nicht nur die Zahlen auf die Grössenverhältnisse bei den globalen Devisenreserven, sondern auch Blicke in die Geschichte. 

Währungsschwankungen des Dollars wirken sich in der Regel in zwei Phasen auf Portfolios aus, wie aus einer Analyse von Degroof Petercam Asset Management (DPAM) hervorgeht, einem Vermögensverwalter, der zur Indosuez Wealth Management Group gehört.

Ein schwächerer Dollar bedeutet einerseits einen geringeren Wert von Vermögenswerten in Dollar. Es gibt also einen unmittelbaren Umrechnungseffekt.

Dollar runter – Aktien rauf

Doch US-Unternehmen, die ihre Gewinne in Fremdwährungen erzielen, melden andererseits höhere Gewinne in Dollar, was zu Aufwärtskorrekturen der Gewinne und potenziell höheren Aktienkursen führt.

Eine Dollar-Schwäche wirkt sich also verzögert auf die Unternehmensgewinne aus, was für Anleger in Euro oder Schweizerfranken zu einer natürlichen Währungsabsicherung führt.

Viele S&P-500-Konzerne um Apple, Amazon, American Express, Coca-Cola, Dell, Expedia, GE, GM, Google, Hilton, Marriott, Merck, McDonalds, Microsoft, Pfizer, UPS & Co. erzielen rund 40 Prozent ihrer Umsätze ausserhalb von den USA.

Sie schaffen durch ihr globales Engagement eine natürliche Absicherung, hiess es von DPAM.

Globale Konzerne profitieren

So reagierten die Aktien auf historische Perioden, in denen der Dollar deutlich schwächer wurde:

Von 1985 zum Plaza-Abkommen bis September 1987 fiel der Dollar um fast 40 Prozent gegenüber anderen Währungen. Dennoch stieg der S&P 500 im gleichen Zeitraum um mehr als das Doppelte. Die Dollar-Schwäche beflügelte die US-Exporteure und trug zu den Aktienrenditen bei.

Von 2003 bis 2007 verlor der Dollar schon mal etwa gegenüber dem Euro rund 30 Prozent an Wert. Der S&P 500 brachte aber eine Rendite von rund 80 Prozent in Dollar. Doch auch Euro-Anleger konnten Gewinne verbuchen, da die Aktienkursgewinne die Währungsverluste überstiegen.

Im Jahr 2017 war der Dollar auch schon mal um rund 15 Prozent gefallen, aber der S&P 500 stieg um 21 Prozent in Dollar. Die Renditen in Euro seien trotz der Währungsbelastungen solide geblieben, erklärte DPAM.

Natürlicher Hedge gegeben

In allen Fällen trugen wettbewerbsfähige Exportpreise und der gestiegene Dollar-Wert der Auslandsumsätze zu starken Gewinnen bei und glichen die negativen Wechselkurseffekte für Anleger in vielen Währungen aus.

Diese Zeiträume verdeutlichen ein wiederkehrendes Thema: Aktienmärkte können Währungsabwertungen kompensieren, insbesondere wenn Unternehmen global aufgestellt sind.

Der Deindustrialisierung entgegenwirken

Zahlen zu globalen Währungsreserven und die Historie zu Dollar-Abstürzen verdeutlichen also, dass ein aktueller Abgesang auf den Dollar völlig unbegründet ist.

Als Leitwährung der Welt kämpft der Dollar mit Aufwertungstendenzen, und die Überbewertung verteuert Exporte.

Daher braucht es von Zeit zu Zeit mal Abwertungen, damit der Deindustrialisierung von den USA sowie dem Anreiz, über günstige Verschuldungsmöglichkeiten über die Verhältnisse zu leben, entgegengewirkt wird.

Ein Ende der Dollar-Dominanz ist dies jedoch nicht. Und ein Boom bei Stablecoins USDT, USDC & Co. könnte die Führungsrolle des Dollar sogar stärken.

18.07.2025/kut.

Stumpfsinniger Abgesang auf den Dollar

One thought on “Stumpfsinniger Abgesang auf den Dollar

  • Juli 18, 2025 at 5:31 pm
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    Hervorragend herausgearbeitet. Ich las tatsächlich das erste Mal vom „Rückkopplungseffekt“ der USD Abwertung in amerikanischen Konzernen gegenüber anderen Währungen. Eigentlich ist es banal.

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