Krankenkasse KPT vollbringt Meisterleistung

Hauptsitz der Krankenkasse KPT in Bern Wankdorf
Die Krankenkasse KPT tariert die Prämien in der Grundversicherung gut aus. (Bild: PD)

Ein Kundenansturm ist nicht immer ein Segen. Beispiel ist die Krankenkasse KPT, der aber das Abwägen zwischen Wachstum und Finanzstabilität gelingt.

Nicht jeder Unternehmer freut sich, wenn ihn Kunden quasi die Türe einrennen und seine Produkte exponentiell nachfragen.

Ein Kundenansturm etwa bei einem Versicherer belastet nicht nur die Administration, sondern zieht auch die Finanzkraft umgehend in Mitleidenschaft.

Administration am Anschlag

Die Berner Krankenkasse KPT erlebte unlängst einen solchen massenhaften Zulauf von Kunden, weil sie in der Grundversicherung in einigen Prämienregionen extrem günstig war, wie muula.ch berichtete.

Andere Medien, wie die «NZZ», zogen die Story nach und sprachen sogar in Anlehnung an den Fussball von einem erneuten «Wunder von Bern».

Wechselwillige hatten zu Zehntausenden den kleinen Krankenversicherer überrannt, der dann mit dem Ausstellen der Neupolicen und dem Zusenden der Versicherungskarten kaum hinterherkam.

Stabilisierung im Vordergrund

Da alle Neukunden in der obligatorischen Krankenversicherung (KVG) aufgenommen werden müssen, hat eine Gesellschaft keine Wahl, als in den sauren Apfel zu beissen.

Das Problem führt aber oft rasch zu höheren Prämien, welche die preissensitiven Kunden wieder vertreiben.

Nach dem Rekordwachstum mit rund 200.000 Versicherten standen für die KPT im Geschäftsjahr 2024 erneut die Konsolidierung und Stabilisierung im Vordergrund, hiess es am Freitagnachmittag von der Berner Krankenkasse.

Punktlandung in der Grundversicherung

Die Solvenz im KVG habe gefestigt werden können und das Unternehmen stünde auf einer soliden Kapitalbasis, erklärte der von Thomas Harnischberg geführte Krankenversicherer zur Situation.

Dank einer überdurchschnittlichen Performance der Kapitalanlagen und einem guten versicherungstechnischen Ergebnis im Geschäft mit Zusatzversicherungen weise die KPT eine Gewinnsteigerung um 245 Prozent auf rund 35 Millionen Franken aus, hiess es freudig.

In der Grundversicherung resultierte quasi eine schwarze Null, wie aus der Segmentberichterstattung zudem hervorgeht.

Fast 250 Millionen für Risikoausgleich

Die Meisterleistung der KPT im KVG-Segment ist nicht nur vor dem Hintergrund zu sehen, dass grosse Krankenkassen, wie etwa die Luzerner CSS, für das vergangene Geschäftsjahr in der Grundversicherung einen horrenden Verlust von fast 130 Millionen Franken, ausweisen mussten.

Der Erfolg kleiner Krankenversicherer liegt auch darin, dass sich durch den Kundenansturm die Zusammensetzung des Versichertenstandes derart ändert, dass viel Geld in den Umlagetopf Risikoausgleich gezahlt werden muss.

In der Regel wechseln jüngere und gesunde Personen ihre Grundversicherung, um Prämien zu sparen.

Die KPT musste daher 2024 rund 248 Millionen Franken an den Risikoausgleich zahlen. Im Jahr 2023 hatte die Krankenkasse noch 13 Millionen Franken aus dem Umlagesystem herausbekommen.

CSS verletzt gesetzliche Vorgaben

Die Prämienerträge waren dabei im Jahr 2024 um 7,9 Prozent auf 2,6 Milliarden Franken gestiegen.

Bei der Luzerner CSS-Gruppe hatte die Erhöhung der Prämieneinnahmen um 8,3 Prozent auf 7,6 Milliarden Franken nicht ausgereicht, dass ein Verlust in der Grundversicherung vermieden werden konnte.

Die Finanzkraft, also die Solvabilität, hatte das Bundesamt für Gesundheit BAG für die KPT mit 103 Prozent als gerade noch im Lot mit den gesetzlichen Anforderungen angegeben.

Die CSS war dagegen unter der Leitung von Philomena Colatrella in den ungesetzlichen Teil von einer Solvenzquote unter 100 Prozent abgedriftet und kam 2024 bloss auf einen schlechten Wert von 84 Prozent.

Anziehen der Prämien

Der genossenschaftlich organisierten KPT waren nach dem Kundenansturm schon im Jahr 2023 auf 2024 rund 70.000 der ursprünglichen Neukunden wieder abgesprungen.

Durch weitere Prämienerhöhungen – aufgrund steigender Gesundheitskosten und um eine gute Balance zwischen Finanzstabilität sowie den Wachstumszielen der Gesellschaft zu finden – kehrten der KPT logischerweise weitere Kunden in der Grundversicherung den Rücken.

Allein im Jahr 2024 stiegen die KVG-Prämien nämlich im Schnitt um 11 Prozent auf 4248 Franken je Kunde, wie aus dem Einzelabschluss hervorgeht.

Bleibender Wachstumsschub

Die Krankenkasse zählte daher per 1.1.2025 nur noch 468.618 Grundversicherte. Per Ende 2024 waren es noch 549.732 gewesen, was einen Kundenschwund von rund 80.000 verdeutlicht.

Per Ende 2021 hatte KPT allerdings lediglich 346.077 Grundversicherte gezählt – was zeigt, dass sich trotz der Prämiensteigerungen der vergangenen Jahren immer noch rund 30 Prozent mehr Kunden bei der kleinen Berner Krankenkasse gut aufgehoben fühlen.

Ein Wachstumsschub von über 120.000 Kunden blieb. Mit der richtigen Feinsteuerung kann also selbst für Versicherer ein Kundenansturm eine Freude sein..

25.05.2025/kut.

Krankenkasse KPT vollbringt Meisterleistung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert