
Die Kapitalmärkte bewegen sich im Takt der Dekrete von US-Präsident Donald Trump. Melanie Rama vom Baloise Asset Management ordnet dies ein.
Die Börsen vollführen derzeit Kapriolen. Geht dieser Zickzack-Kurs im Jahr 2025 so weiter?
Die Handelspolitik der USA hat weltweite wirtschaftliche Auswirkungen. Sie dürfte daher auch in den kommenden Monaten die Börsen weltweit bewegen.
Zuletzt gab es positive Entwicklung in Bezug auf Verhandlungen neuer Handelsabkommen, beispielsweise die Reduktion der Zölle für Güter aus China für die nächsten 90 Tage.
Die Politik von US-Präsident Donald Trump bleibt aber unberechenbar.
So dürften Nachrichten über neue Handelsabkommen die Börsen stützen, während neue Zölle auf einzelne Branchen oder Güter, also etwa bei Pharma, Halbleitern oder Kupfer, die Kurse belasten könnten.
Gewöhnen sich Investoren an diesen Politikstil Trumps?
Investoren müssen lernen, mit den Launen des amtierenden US-Präsidenten umzugehen. Dies bedeutet, dass sie sich weiterhin auf seine unberechenbare Politik einstellen müssen.
Er regiert per Dekreten, um möglichst schnell möglichst viel zu erreichen. In den ersten 100 Tagen seiner aktuellen Amtszeit hat er 143 Dekrete erlassen.
Dies ist viermal so viel wie in den ersten 100 Tagen seiner ersten Amtszeit oder 3,5-mal so viel, wie Ex-US-Präsident Joe Biden in der gleichen Zeit erlassen hat.
Im internationalen Vergleich haben sich Schweizer Aktien gut gehalten, genauso wie Titel in anderen Teilen Europas. Sind die Zeiten der Dominanz von US-Aktien vorbei?
Von Trumps Zollhammer sind alle Regionen betroffen. Während Unternehmen in Europa potenziell mit einer geringeren Nachfrage konfrontiert sind, dürften US-Unternehmen zusätzlich auch mit höheren Importkosten zu kämpfen haben.
Dies belastet die Gewinnmargen, auch wenn ein Teil der Kosten an die Konsumenten weitergegeben werden könnte.
Der US-Aktienmarkt hat daher bereits vor dem 2. April dieses Jahres gewisse Schwäche gezeigt.

Der amerikanische Aktienindex S&P 500 hat sich zwar von den Zollankündigungen Anfang April erholt und liegt aktuell wieder über dem Niveau vom 2. April.
Für Schweizer Anleger spielt jedoch auch die Währungsentwicklung eine Rolle. Angesichts der Zollunsicherheit hat der Dollar deutlich an Wert verloren.
Die Performance des S&P 500 lag somit per 12. Mai 2025 bei rund -8 Prozent, wenn man sie in Schweizerfranken betrachtet.
Das Zinsniveau ist in der Schweiz seit Anfang Jahr stark rückläufig. Sind Obligationen in Schweizerfranken für Privatanleger noch attraktiv?
Die Inflation ist im April auf 0 Prozent gesunken. Wir erwarten daher, dass die Schweizerische Nationalbank SNB ihren Leitzins im Juni auf 0 Prozent senken wird.
Angesichts der wirtschaftlichen Risiken im Zusammenhang mit den US-Importzöllen haben die Spekulationen stark zugenommen, dass die SNB sogar bald wieder Negativzinsen einführen könnte.
Das Tiefzinsumfeld in der Schweiz hat sich somit verschärft. Und für Investoren werden Alternativen zu Anleihen in Schweizerfranken daher immer wichtiger.
Was wären aus Ihrer Sicht solche Alternativen?
Wir betrachten Immobilienanlagen seit längerer Zeit als attraktive Alternative zu Obligationen. Dies gilt umso mehr im aktuellen Tiefzinsumfeld.
So bieten Schweizer Immobilienfonds beispielsweise eine durchschnittliche Ausschüttungsrendite von 2,4 Prozent. Dies ist deutlich höher als die derzeitige Rendite 10-jähriger Schweizer Staatsanleihen von knapp 0,4 Prozent.
Schweizer Immobilien sind zudem weniger von Trumps Handelszöllen betroffen als andere Anlageklassen.
Insbesondere am Schweizer Wohnmarkt trifft in vielen Lagen nach wie vor eine hohe Nachfrage auf ein niedriges Angebot, was die Preise stützt und die Fonds attraktiv werden lassen.
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Das Interview ist eine Kooperation von muula.ch mit Baloise.