Schweizer Forscher entlarven Mythen um Windenergie

Windräder in einer Landschaft
Windräder können Anwohnern auch Vorteile bringen. (Bild: E. White / pixabay)

Die Windkraft stösst vielerorts auf Ablehnung. Doch das Paul-Scherrer-Institut und die ETH Zürich widerlegen Argumente und zeigen Lösungen.

Windräder sind zwar beliebte Angriffsziele von Politikern, weil sie die Landschaft prägen.

Dabei sind sie nichts anderes als die vielen Strommasten und Stromleitungen, die sich auch durch die Landschaften ziehen und akzeptiert sind.

Analyse der Analysen

Auch Halbwissen führt oft zur Ablehnung, wie eine Metastudie von Schweizer Wissenschaftern zeigt.

Forscher des Paul-Scherrer-Instituts PSI und der ETH Zürich um Professor Russell McKenna untersuchten 400 wissenschaftliche Beiträge und entlarvten dabei Mythen, wie der Experte für Energiesystemanalyse der «Süddeutschen Zeitung» vom Freitag erklärte.

Argumente, die am häufigsten gegen die Windenergie vorgebracht werden, seien nicht durch die Forschung gedeckt, erklärte McKenna in dem Interview.

Als Beispiel führte er die Infraschall-Emissionen an.

Uralter Wissensstand

Windräder sollen angeblich Töne in niedriger Frequenz erzeugen, die Irritationen auslösen und Häuser sowie Möbel vibrieren liessen, lautet ein Vorwurf zur Windenergie.

«Diese weitverbreitete Annahme geht auf eine Studie zurück, die mehr als 30 Jahre alt ist und eine der frühesten Windanlagen untersucht hat, die heute schon lange nicht mehr in Betrieb ist», erklärte der Energieprofessor diesbezüglich.

Heutzutage seien Anlagen völlig anders und erzeugten ein anderes Geräuschspektrum.

Die Wissenschaft habe für moderne Windräder keine Beweise für solche Vibrationen gefunden, hiess es weiter zur Versachlichung der Diskussion.

Keine Belege auffindbar

Auch am Mythos, die Windräder hätten mit ihren Rotorenblättern negative Auswirkungen auf die Gesundheit, weil sie etwa Schlagschatten werfen, liess der Forscher kein gutes Haar.

«Auch dafür konnten wir keine solide wissenschaftliche Grundlage finden», betonte er. Für insgesamt 14 verbreitete Auswirkungen fänden sich keine Belege, so der Experte weiter.

Vor- und Nachteile abwägen

Einen echten Nachteil bieten Windräder tatsächlich, und das sind Kollisionen mit Vögeln und Fledermäusen.

«Man muss fairerweise aber auch sagen, dass es zu solchen Kollisionen auch mit Flugzeugen, Autos, Hochspannungsleitungen und Gebäuden kommt», sagte der ETH-Professor weiter.

Darüber gebe es allerdings keinen öffentlichen Aufschrei.

Letztlich sei es eine Abwägung – an einem Kohlekraftwerk zerschellten wahrscheinlich weniger Vögel, aber die negativen Umweltfolgen mit Feinstaub- und CO2-Emissionen seien dabei viel grösser.

Vor- und Nachteile abwägen

Ausserdem könnte man die Rotorblätter schwarz anstreichen oder ausschalten, wenn sich ein Vogelzug der Anlage nähert, erklärte der Forscher, der kein Verfechter von Windenergie sei, sondern jemand, der Vor- und Nachteile gegenüberstellen möchte.

Selbst für das Recycling von Windkraftanlagen gebe es doch mittlerweile Ansätze, hiess es weiter.

Attraktive Ausgestaltung nötig

«Jede Technologie hat ihre Vor- und Nachteile», betonte McKenna. Windenergie bekomme aber eine zu schlechte Presse.

Alle Landschaften seien schliesslich von menschlichen Einflüssen geprägt. 

Windenergie könne sogar für die Anwohner viele Vorteile bieten.

«Wenn sie schon früh ins Projekt eingebunden werden, und erst recht, wenn sie Anteile am Windpark erhalten», so der Energieexperte zu allfälligen Lösungsmöglichkeiten.

19.01.2025/kut.

Schweizer Forscher entlarven Mythen um Windenergie

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