McKinsey zahlt Milliarden für Opium-Falschberatung

Ein ganze und eine geteilte Tablette
Ein Schmerzmittel hatte zu fast einer Million Todesopfern geführt. (Symbolbild: pixabay)

Erstmals wird eine Topberatungsfirma für ihre Fehlleistung mit Milliarden zur Verantwortung gezogen. McKinsey wurde plötzlich kleinlaut.

In der Schweiz werden Strafzahlungen von US-Behörden praktisch nur wahrgenommen, wenn sie Schweizer Firmen betreffen.

Doch die US-Justiz kann auch mit ihren eigenen Unternehmen hart ins Gericht gehen.

Hohes Suchtpotenzial verschleiert

Dies musste die berühmte US-Unternehmensberatung McKinsey erfahren, denn die US-Regierung holte sich 650 Millionen Dollar von der Firma, um Strafverfolgung wegen der Beratung während der Opiumkrise abzuwenden.

McKinsey hatte den Pharmakonzern Purdue Pharma beraten, um den Verkauf von Schmerzmitteln anzukurbeln.

Dabei störten die US-Behörden etwa irreführende Werbekampagnen und Listen von Ärzten, die als potenzielle Mediziner klassifiziert wurden, welche mehr Rezepte für die Medikamente mit hohem Suchtpotenzial ausstellen würden.

Dokumente vernichtet

McKinsey habe wissentlich und absichtlich bei der falschen Vermarktung verschreibungspflichtiger Arzneien geholfen, hiess es. Sogar von «Misbranding» von 1996 bis 2001 ist die Rede.

Das Medikament OxyContin habe nur ein sehr geringes Suchtpotential, lautete die anfängliche Marketingkampagne.

Zudem vernichtete ein Seniorpartner der Beratungsfirma umgehend Dokumente, als er von Ermittlungen der US-Behörden erfuhr.

Falschangaben zu Behörden

Das US-Justizministerium erklärte, es sei das erste Mal, dass eine Beratungsfirma für einen straffälligen Kunden zur Rechenschaft gezogen worden sei.

Die USA monierten zudem, dass McKinsey sowohl den Pharmakonzern der Familie Sackler als auch die Zulassungsbehörde FDA gleichzeitig beraten habe.

Auch seien Falschangaben an das US-Gesundheitsprogramm gegeben worden, erklärte das US-Justizministerium.

Kleinlaute Äusserungen

Die Vereinbarung mit den US-Behörden, welche kein Schuldeingeständnis darstellt, sieht vor, dass McKinsey fünf Jahre lang unter Beobachtung des Staates steht.

Zudem muss sich der Seniorpartner, der mittlerweile in Thailand lebt, den USA zwecks Strafverfolgung stellen und plädierte bereits auf schuldig.

Die Beratungsfirma selbst wurde kleinlaut und bedauerte, das Mandat angenommen und auf diese Weise ausgeführt zu haben.

Hunderttausende Todesopfer

McKinsey hat im Vorfeld dieser Zahlung von 650 Millionen Dollar bereits zahlreiche Vereinbarungen für fast eine Milliarde Dollar getroffen, um Klagen und Rechtsschritte wegen der Opiumkrise bei dem Wirkstoff OxyCodon im Medikament OxyContin zu entgehen.

Wegen des hohen Suchtpotenzials starben allein in den USA rund 841.000 Menschen an einer Überdosis. Insofern war das Mandat, bei dem die Beratungsfirma laut dem US-Vergleich rund 93 Millionen Dollar verdient hat, letztlich eine teure Angelegenheit.

Gigantischer Imageschaden

Auch der Ausschluss von Haftung in den Beratungsverträgen hat da nichts genützt.

Ein gigantischer Imageschaden für die «Mackies», wie die sonst so selbstbewussten Berater heissen, ist nun obendrein eingetreten, denn die Firma hat wider besseres Wissen falsch beraten.

Das dürfte sich für das künftige Geschäft negativ auswirken und nochmals Geld kosten, wenn die Beratungsfirma bei ihrem Geschäft quasi über Leichen geht.

Oberstes US-Gericht stoppt Sacklers

Die Pharmafirma Purdue der Unternehmerfamilie Sackler hatte mit dem Verkauf des Schmerzmittels rund 35 Milliarden Dollar umgesetzt.

Sie hatten in einem Vergleich mit den US-Behörden einer Strafzahlung von 634,5 Millionen Dollar wegen zu aggressiver Vermarktung von Oxycontin zugestimmt.

Die Sacklers wollten dann aber im Jahr 2019 Insolvenz anmelden, weil dies Immunität für Firmen vor Strafverfolgung bietet.

Doch im Juni dieses Jahres vereitelte der Supreme Court in den USA dieses Vorhaben.

Die Sacklers hätten bei der Insolvenz nicht annähernd einen Wert auf den Tisch gelegt, der ihren Möglichkeiten entspreche, so die höchsten Richter von den USA.

18.12.2024/kut.

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