Immer mehr Pensionäre gehen selbst ins Risiko

Zwei Pensionäre auf einer Parkbank
Für ein ruhiges Leben im Alter braucht es auch Geld. (Bild: pixabay)

Der Entscheid ist schwierig, ob in der Beruflichen Vorsorge eine Rente, der Kapitalbezug oder beides besser ist. Die Masse entscheidet aber irrational.

Im Jahr 2023 ist die Zahl der Bezüger neuer Renten aus der beruflichen Vorsorge (2. Säule) im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent zurückgegangen.

Während im Jahr 2022 rund 45.300 Personen eine neue Rente aus der 2. Säule erhielten, sei diese Zahl im Jahr 2023 auf rund 41.900 geschrumpft, teilte das Bundesamt für Statistik BFS am heutigen Montag mit.

Lieber das Geld in der Tasche

Die Zahl der Bezüger von Kapitalleistungen nahm hingegen weiter zu.

Zählt man die Kapitalauszahlungen von Pensionskassen und Freizügigkeitseinrichtungen zusammen, nutzten 2023 rund 67.600 Personen lieber das Kapitalwahlrecht gegenüber 63.200 im Jahr 2022, hiess es weiter.

Im Jahr 2023 bezogen etwa gleich viele Personen ihre neue Pensionskassenleistung ausschliesslich als Rente mit 40 Prozent oder durch Kapital mit 41 Prozent.

Rund 19 Prozent bezogen eine Kombination aus Rente und Kapital.

Frauen hinken hinterher

Das Verhältnis zwischen Rente und Kapital habe sich aber umgekehrt: 2023 habe erstmals die Zahl Personen mit ausschliesslichem Kapitalbezug überwogen, erklärten die Statistiker.

Der Medianbetrag der neu bezogenen Renten aus der beruflichen Vorsorge belief sich bei den Frauen auf 1198 Franken und bei den Männern auf 2058 Franken pro Monat.

Entscheid für die Pension laut BFS

Der Medianbetrag der Kapitalbezüge pro Kopf betrug bei den Männern rund 190.000 Franken und bei den Frauen rund 76.365 Franken.

Die grossen Abweichungen zwischen den von Frauen und Männern erhaltenen Leistungen lassen sich laut dem BFS hauptsächlich mit den unterschiedlichen beruflichen Laufbahnen erklären.

Langlebigkeitsrisiko entscheidet

Ob nun eine Rente oder das Kapital oder eine Mischung aus beidem besser ist, hängt oft von individuellen Präferenzen und steuerlichen Aspekten ab.

Eines gilt aber immer, und das ist das Langlebigkeitsrisiko.

Höhe der neuen AHV und BVG-Renten laut BFS

Während die Bezüger von Pensionen die Gefahr, ewig alt zu werden, bei der Pensionskasse belassen, die bis zum Tod die Rente zahlen muss, liegt der Fall beim Kapital anders.

Hier tragen die Pensionäre das Langlebigkeitsrisiko selbst und es könnte passieren, dass der Auszahlungsbetrag schneller aufgebraucht ist, als der Tod dem Leben ein Ende setzt.

Wer also glaubt, bei guter Gesundheit zu sein und ein hohes Alter zu erreichen, sollte eine Rente wählen.

Angesichts der stetig steigenden Lebenserwartung in der Schweiz sollten mehr Menschen die volle Pension in der 2. Säule wählen.

Unabhängige Beratung sinnvoll

Die Mischung aus Rente und Kapitalwahlrecht ist zwar nicht so beliebt, stellt aber einen weniger riskanten Ansatz dar.

So tragen die Pensionäre ein wenig das Risiko, sehr alt zu werden. Das Restrisiko liegt aber bei der Vorsorgeeinrichtung, die dafür ausreichende Rückstellungen bilden muss.

Kennzahlenübersicht BVG in der Schweiz laut BFS

Nimmt ein Vorsorgenehmer oder eine Vorsorgenehmerin das Kapital, ist die Pensionskasse all ihre Sorgen über die Lebenserwartung los. Darauf müssen Pensionäre bei dem Entscheid also achten.

Meist lohnt es sich, einen unabhängigen Berater hinzuzuziehen, weil der weder das Geld aus dem Kapitalwahlrecht wie die Banken rasch anlegen, noch die Pensionskasse das Langlebigkeitsrisiko loswerden will.

Auskommen mit 4000 Franken

Auffällig an den Daten des BFS ist noch, mit wie wenig Geld aus den Renten die meisten Menschen in der Schweiz auskommen.

Nimmt man das staatliche Sozialwerk AHV und die berufliche Vorsorge zusammen, kommen – ungeachtet der Möglichkeit früherer Kapitalbezüge – die meisten Menschen nur auf knapp 4000 Franken an Monatseinkommen.

Und die dritte Säule spielt kaum eine Rolle.

25.11.2024/kut.

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