Chateau Musar im Libanon stellt exzellente Weine her. Winzerfamilie Hochar trotzt mit dem vorzüglichen «Hochar Père et Fils» den Widrigkeiten.
«Macht Wein, keinen Krieg», sagte Gaston Hochar, Winzer von Chateau Musar im kriegsgezeichneten Libanon, gegenüber dem deutschen Magazin «Der Spiegel».
Es sei in diesem Land schon ohne Krieg nicht einfach, Wein zu keltern, betonte er.
Nach Bankenbeben nun Krieg
Strom gibt es nur für wenige Stunden am Tag, Benzin ist Mangelware, in den Spitälern fehlen Medikamente und fast alles wird nur noch in Dollar bezahlt.
Solche Missstände erwähnt Hochar im gleichen Atemzug, wie die Kalkböden der Region sowie seinen Weinkeller, der drei Stockwerke tief in einem Felsen liegt und so tausende Weinflaschen vor israelischen Angriffen schützt.
Das einst als «Schweiz des Nahen Ostens» bezeichnete Land hat mit dem Krieg eine weitere Herausforderung zu bewältigen.
«Erst brachen die Banken zusammen, dann begann die Coronapandemie, dann explodierte der Hafen», zählte er die Miseren auf. Nun kommen noch die Angriffe Israels hinzu.
Flexible Kombination
Rund 30 Kilometer von der libanesischen Hauptstadt Beirut entfernt, keltert die Familie Hochar mit seinen 100 Mitarbeitern seit Jahrzehnten vorzüglichste Weine.
Neben dem «Chateau Musar» gibt es zum Beispiel noch den «Hochar Père et Fils», der fälschlicherweise oft als Zweitwein eingestuft wird.
«Hochar Père et Fils» ist jedoch ein Wein von Rebstöcken eines einzigen Weingutes vom Dorf Aana im Bekaa Valley rund 1000 Meter über dem Meeresspiegel.
Das spezielle Klima in dem Tal bringt durch geringe Ernten einen konzentrierten, charakterstarken Wein hervor.
Die Anteile der Traubensorten Cinsault, Grenache, Carignan und Cabernet Sauvignon variieren meist von Jahr zu Jahr.
Der 2020er «Hochar» besteht beispielsweise aus 50 Prozent an Cinsault, 40 Prozent an Grenache und 10 Prozent an Cabernet Sauvignon.
Nicht nur die Reben stammen aus Frankreich, sondern auch der Ausbau erfolgt in französischen Eichenfässern.
Hauch orientalischer Gewürze
Dieser bemerkenswerte Tropfen ist somit nicht nur ein Symbol der libanesischen Weinbaukunst, sondern auch ein Zeugnis für die Beständigkeit und den unerschütterlichen Geist eines Landes, das von Krieg und Krisen gezeichnet ist.
Im Glas fällt seine tiefrubinrote Farbe auf, die seine Intensität und Tiefe sofort erahnen lässt.
Schon der erste Duft entführt Geniesser in die warmen Weinberge des Bekaa-Tals und vermischt Noten von reifen Kirschen, saftigen Pflaumen und getrockneten Kräutern mit einem Hauch von orientalischen Gewürzen.
Unverwechselbare Struktur
Am Gaumen zeigt sich «der Hochar» mit einer weichen, fast seidigen Textur.
Die fruchtigen Aromen werden durch erdige und leicht rauchige Töne ergänzt, die an Tabak und Leder erinnern.
Ein zarter, mineralischer Unterton rundet das Erlebnis ab und verweist auf die einzigartige Beschaffenheit der Böden im Bekaa-Tal – ein Zusammenspiel aus Kalkstein, Kies und Sand, das dem Wein seine unverwechselbare Struktur verleiht.
Besser geht es wohl kaum.
Genuss zur Weihnachtszeit
Der «Hochar Père et Fils» mag im Schatten des prestigeträchtigen «Chateau Musar» stehen, doch gerade seine Zugänglichkeit macht ihn zu einem Geheimtipp unter Kennern.
Mit seinem eleganten Gleichgewicht aus Frucht und Würze, seiner moderaten Säure sowie feinen Tanninen eignet er sich hervorragend für den sofortigen Genuss gerade jetzt um die Weihnachtszeit.
Respekt vom Erzfeind
Diese Weine sind in der Schweiz vielerorts erhältlich und mit dem Kauf unterstützen Kunden quasi den Erhalt dieses Kulturgutes, denn im Libanon wird Wein schliesslich schon seit tausenden von Jahren angebaut.
Die Spitzenqualität von Chateau Musar lässt dabei sogar Feindschaften in den Hintergrund treten, denn die Produkte des besten libanesischen Weingutes werden selbst in Israel getrunken.
Als sein Vater starb, habe sogar die «Jerusalem Post» einen Nachruf auf das Lebenswerk des bekannten Winzers publiziert, ordnete Hochar die Situation mit dem Erzfeind ein.
Leben für eine Leidenschaft
Es ist ein Wein, der also mit jedem Schluck eine Geschichte erzählt, die so vielschichtig ist wie der Libanon selbst.
Der Familie Hochar und den vielen Erntehelfern auf den umliegenden Weingütern von Chateau Musar, die täglich ihr Leben für diese Leidenschaft riskieren, sei Dank.
24.11.2024/kut.