Swiss agiert wider ökonomische Vernunft

Fluggesellschaft Swiss am Flughafen in Zürich
Die Swiss hebt oft am Flughafen in Zürich ab. (Bild: S. Syphers / unsplash)

Die Fluggesellschaft Swiss hat zwar das Flugprogramm ausgeweitet, doch der Gewinn brach dabei stark ein. Warum macht eine Firma so etwas?

Die grösste Schweizer Fluggesellschaft, die Swiss, hat in den ersten neun Monaten zwar den Umsatz um 5,7 Prozent auf 4,2 Milliarden Franken gesteigert.

Der operative Gewinn brach im gleichen Zeitraum allerdings um fast 20 Prozent auf 505 Millionen Franken ein, wie Swiss am heutigen Dienstag bekanntgab.

Kosten schnellen in die Höhe

Die Swiss führte den Gewinneinbruch hauptsächlich darauf zurück, dass die Aufwendungen in den Bereichen Gebühren, Wartung sowie Personal gestiegen seien.

Gerade bei der Belegschaft hätten zusätzlich eingestellte Mitarbeiter sowie vereinbarte Gehaltssteigerungen die Kosten in die Höhe getrieben, führte Swiss-Finanzchef Dennis Weber an einer Medienorientierung aus.

Aber auch die Wartung sei überproportional teurer geworden, weil Kapazitäten von Triebwerksherstellern für die Behebung von Problemen an Turbinen absorbiert gewesen seien.

Reingewinn als Geheimnis

Im reiseintensivsten Quartal eines jeden Jahres, also dem Zeitraum von Juli bis September, stiegen bei Swiss die Erlöse um 5,9 Prozent auf 1,6 Milliarden Franken.

Allerdings ging auch im dritten Quartal der Betriebsgewinn um markante 13,3 Prozent auf 240 Millionen Franken zurück.

Einen Reingewinn weist die Lufthansa-Tochter nicht aus.

Sinkende Ticketpreise

Von Januar bis September 2024 habe die Swiss rund 13,7 Millionen Passagiere transportiert, was einem Zuwachs um 10,5 Prozent entspricht.

Dies zeigt schon im Vergleich mit der Entwicklung der Erlöse, dass die Ticketpreise sinken, denn der Umsatz legte nur gut halb so stark zu.

Doch auch die Kostensteigerungen lassen sich Ökonomen am Hinterkopf kratzen, weil die Ausweitung der Kapazität mit einem starken Gewinneinbruch verbunden ist.

Warum macht eine Fluggesellschaft so etwas?

Langfristige Perspektive

Finanzchef Weber auf diese Situation angesprochen, erklärte, dass Swiss beim Aufbau der Kapazität einen langfristigen Blick habe und sich dies längerfristig auszahlen solle.

Klar, sollten Erlöse schon mit den Kostenentwicklungen in Balance sein, führte der Manager aus.

Swiss wolle ein verlässlicher Partner sein, weshalb die Fluggesellschaft etwa versuche, durch einen besseren Service die Folgen für Passagiere zu minimieren, die von Verspätungen betroffen seien.

Doch das geht eben ins Geld.

Teure Umwege in Kauf nehmen

Kurzfristig triebe beispielsweise aber auch die Geopolitik in Nahost und in der Ukraine die Kosten, weil die Schweizer Fluggesellschaft etwa den russischen Luftraum nicht nutzen könne und dadurch teurere Umwege fliegen müsse.

Obwohl Konkurrenten die Märkte fluteten, wolle Swiss da kurzfristig nicht die Verbindungen nach Asien zusammenstreichen.

Johannesburg statt Dubai

Generell müsse die Premiumairline aber schon auch opportunistisches Handeln gegen das Ziel abwägen, langfristig ein verlässlicher Partner zu sein.

Was damit gemeint ist, illustrierte Finanzchef Weber an einem Beispiel.

So werde im Februar 2025 für einen Monat lang der Flug nach Washington nicht angeboten, aber dafür die beliebte Winterdestination Johannesburg angeflogen. Die US-Hauptstadt sei noch durch Airline-Partner gut zu erreichen, hiess es zur Begründung.

Zunächst hatte Swiss geplant, einen solchen opportunistischen Wechsel von Washington im Dezember 2024 mit Dubai vorzunehmen.

Doch nun sei der Entscheid auf die Metropole in Südafrika gefallen.

Qualität an Bord steigern

Langfristig will Swiss ausserdem das Kundenerlebnis für die Passagiere an Bord verbessern, was Gewinnmarge kosten wird. Für eine Premiumairline sei dies aber notwendig, so der Anspruch von Swiss.

Was damit gemeint ist, hat muula.ch bereits beim Mutterhaus Lufthansa bemerkt – es gibt derzeit hervorragenden Champagner in den Premiumklassen, der durchaus für die Fluggesellschaft ins Geld geht.

Swiss-Finanzchef stellte neue Decken und vieles mehr in Aussicht.

Es kann also durchaus Sinn machen, kurzfristig einen Gewinneinbruch hinzunehmen.

Der Tag der Wahrheit kommt

Ein Rekordjahr wird 2024 allerdings nicht mehr werden, schränkte Finanzchef Weber an der Medienkonferenz ein.

2024 dürfte aber ein gutes Finanzjahr werden, sagte der Manager weiter.

Ob die Swiss da nun mehr langfristig oder mehr opportunistisch entscheidet, wird sich am 6. März 2025 zeigen.

Dann will die Fluggesellschaft ihr Jahresergebnis für 2024 präsentieren.

29.10.2024/kut.

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