Der aktivistische Investor Cevian greift die Baloise-Gruppe an und stellt Forderungen. Das Management des Versicherers kommt unter Druck.
Wie schnell kann sich eine Situation doch ändern.
Während sich der Verwaltungsratspräsident der Basler Baloise-Gruppe, Thomas von Planta, gegenüber der Presse unlängst an der Art Basel locker und gelassen über den Angriff des aktivistischen Investors Cevian auf seinen Versicherungskonzern zeigte, hat sich das Blatt nunmehr stark gedreht.
Ausweichen der Presse
Denn als dem Baloise-Topmanager am Freitag ein Journalist auf dem Tag der Wirtschaft von Economiesuisse in Bern begegnete, stiess von Planta den Medienschaffenden nur schon beim Hallo-Sagen barsch beiseite.
Auch später, als sich von Planta zufällig beim Stehlunch dem Tisch des Journalisten näherte, drehte er kurzerhand wieder ab und ging in die andere Richtung, nachdem er den Pressevertreter erkannt hatte.
Auch Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder, bei der Baloise immerhin Vize-Präsident, machte am Freitag lieber einen Bogen um die Medien.
Höhere Ausschüttungen
Nun, was war geschehen? Die regelmässig gut unterrichtete «Financial Times» löste das Rätsel am heutigen Montag.
Der aktivistische Investor Cevian habe seinen Aktienanteil an der Baloise nämlich auf 9,4 Prozent ausgebaut und wolle nunmehr Veränderungen durchdrücken, hiess es unter Berufung auf informierte Kreise.
Als grösster Aktionär der Versicherungsgruppe wolle Cevian etwa höhere Dividendenausschüttungen durchsetzen, schrieb das Wirtschaftsblatt weiter.
Strategie-Update als letzte Chance
Zudem solle sich Baloise auf die Märkte konzentrieren, in denen Baloise einen hohen Marktanteil habe, lauteten die Vorgaben.
Dies hat Baloise aber praktisch nur in der Schweiz.
Als letzte Chance für das Management gelte der kommende Donnerstag, schrieb die «FT» obendrein. Dann will die Baloise-Gruppe neben ihren Semesterresultaten nämlich in Zürich auch ein Strategie-Update vorstellen.
Solche Aussagen um eine letzte Chance erhöhen logischerweise Druck auf Manager.
Grossfusion als Lösung?
Auch muula.ch hatte bereits durch mehrere Insider vernommen, dass Baloise den strategischen Befreiungsschlag wohl mittels einer Grossübernahme oder Fusion suche.
Ein Mediensprecher erklärte aber auf eine entsprechende Anfrage an die Baloise bloss, dass die Gruppe grundsätzlich keine Stellung zu Marktgerüchten beziehe.
Heuschrecke putzt Manager weg
Die Nerven liegen aber zumindest beim Baloise-Verwaltungsratspräsidenten von Planta deutlich blank. Wer sich plötzlich unfreundlich gegenüber Medienvertretern verhält, zeigt klar, dass da etwas nicht stimmt.
Es gibt obendrein unzählige Beispiele dafür, wie unsanft die Investoren-Heuschrecke mit Managern umgeht, die sich ihr in den Weg stellen.
Vielleicht weiss von Planta aus ersten Gesprächen mit Cevian um Lars Förberg schon, dass seine Stunde bei dem Versicherungskonzern geschlagen hat.
09.09.2024/kut.