Katastrophen und Krisen erfordern Notvorräte. Bern lüftet den Schleier, wie lange das Eingemachte im Ernstfall reicht und wo nachgebessert werden muss.
Ein klug gemanagter Vorrat bildet das Rückgrat eines Landes für eine Krise. Es sind die Lebensmittelvorräte, die den Magen füllen, die Medikamentenreserven, die Heilung bringen, und die Treibstoffdepots, die die Motoren der Nation am Laufen halten.
Bericht nur alle vier Jahre
Die Lagerhallen sind die stillen Hüter des Überlebens. Hier ruhen Lebensmittel, Medikamente und andere essenzielle Ressourcen im Verborgenen, bereit, im Ernstfall auf die Bühne zu treten.
Als unsichtbare Helden sichern sie das tägliche Leben und ermöglichen es, selbst in den turbulentesten Zeiten um Naturkatastrophen, Pandemien oder geopolitischen Turbulenzen eine gewisse Normalität aufrechtzuerhalten.
Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) erfasst einmal alle vier Jahre, wie sich die Pflichtlager der Schweiz entwickelt haben und wohin die künftige Entwicklung geht.
Ständiges Anpassen nötig
Die Covid-19-Pandemie, in Asien unterbrochene Lieferketten und vorübergehende Produktionsstopps, der russische Krieg gegen die Ukraine, sehr tiefe Pegelstände für die Rheinschifffahrt oder Streiks in Nachbarländern der Schweiz – all dies seien Ereignisse gewesen, welche es nötig machten, die Wirtschaft bei der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern durch Pflichtlager zu unterstützen, teilte die Behörde am heutigen Freitag mit.
Die Haltung von Pflichtlagern für Mangellagen sei ein ständiger Anpassungsprozess, hiess es weiter vom BWL. Es habe sich gezeigt, dass die Lager in manchen Bereichen ausgebaut werden müssten.
Ausbau der Pflichtlager
So ist bei den Heilmitteln eine Ausweitung der Melde- und Lagerpflicht vorgesehen, wie es im Gesamtbericht an vielen Stellen als Fazit hiess. Damit werde der Kreis der lebenswichtigen Wirkstoffe ausgeweitet, für welche Pflichtlager gehalten werden müssen.
Bei der Ernährung gingen Vorschläge für einen Ausbau der Pflichtlagermengen kürzlich in die Vernehmlassung. Der Bundesrat wird im Winter 2023/2024 über das weitere Vorgehen entscheiden, wobei auch hier klar ein Ausbau der eisernen Reserve notwendig ist.
Bei Speiseölen und Speisefetten reichen die 35.600 Tonnen für vier Monate und da wollen die Beamten die Reserve ausbauen.
Genauso gilt dies für Hartweizen zur Ernährung von Menschen, die mit 23.000 Tonnen und vier Monaten an Bedarfsdeckung wohl zu knapp bemessen ist.
Bezüge notwendig gewesen
Bei den Mineralöl-Pflichtlagern geht der Trend analog zu den Rücklagen bei Proteinträgern zu Futterzwecken in die andere Richtung. Zwar waren etwa bei Mineralöl auch dort Bezüge aus den Pflichtlagern nötig.
Da der Gesamtbedarf an Benzin und Heizöl aber weiter rückläufig ist, müssen auch weniger Pflichtlagermengen gehalten werden. Beim Benzin kann die Menge bis 2027 voraussichtlich um zehn Prozent gesenkt werden.
Beim Heizöl braucht es sogar 15 Prozent weniger an Eiserner Reserve.
Vorsicht ist besser
Andererseits ergeben sich neue Fragestellungen betreffend Diesel-Pflichtlager für Notkraftwerke, Erdgasspeicher in der Schweiz oder Pflichtlager für Holzenergie. Interessant an dem Bericht ist, dass die Organisation zum Umsetzen des Ganzen bereits seit 1932 existiert. So vorausschauend waren also Schweizer Vorväter vor der grossen Weltwirtschaftskrise.
Réservesuisse, Agri- und Helvecura gibt es dagegen erst seit den 1950er Jahren und somit nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg.
Deutliche Kostenreduktion
Vor allem die tieferen Pflichtlagermengen bei Mineralölprodukten führen dazu, dass die Gesamtkosten der Pflichtlagerhaltung seit Jahrzehnten sinken. Die Pflichtlager kosteten 2022 laut dem BLW jährlich 13 Franken pro Einwohner.
Im Jahr 1995 waren es noch 43 Franken je Bewohner der Schweiz gewesen.
Die Vorratshaltung eines Staates ist nicht nur eine Antwort auf die Vergangenheit, sondern auch ein Blick in die Zukunft. Sie ist ein Versprechen an die Bürgerinnen und Bürger, dass die Grundlagen ihres Wohlbefindens geschützt sind.
In einer Welt, in der Unsicherheit allgegenwärtig ist, wird die Vorratshaltung zur Lebensader, die die Resilienz einer Nation stärkt und Hoffnung auf ein stabileres Morgen schenkt.
Wie gut das Bundesbern vornimmt, können die Bürgerinnen und Bürger nunmehr anhand des Berichts selbst beurteilen.
17.11.2023/kut.